Seth über Realität und Verantwortung
Seth über Realität und Selbstverantwortung
ASW‐Gruppensitzung vom 24. April 1986
(Copyright © Robert F. Butts, 1986 ‐ übersetzt von Ursula Lang)
„Ich begrüße euch – und ich sehe, es gibt heute einen reichhaltigen Abend! Und ich will dazu ein paar spielerische Bemerkungen machen – spielerische. Ihr seid wie junge Hunde, die ihrem Schwanz nachjagen. Haltet euch an euch selber fest, um zu sehen, was ihr seid.
Schaut nicht außerhalb eurer selbst für eine objektive Realität, die euch unterstützen sollte. Ihr braucht sie nicht. Ihr seid Realität. Die Antwort ist in euren Augen, wenn ihr mich anschaut, aber ihr schaut mi8ch an und nicht in eure eigenen Augen. Und im Wunder des Sehens, in euren eigenen Augen, unausgesprochen, liegt die Antwort – liegt die Realität, die sich selbst kennt.
Die Augen der Tiere sind sanft und wunderbar. Sie schauen hinaus ins Universum, sie sehen es nicht so, wie ihr es seht. Ist ihre Welt deshalb weniger wirklich? Sie verstehen eure Gedanken nicht. Sind eure Gedanken unwirklich in ihrer Welt? Existieren sie deshalb nicht? Sind sie ausgelöscht?
Aber auch ihr versteht die Gedanken der Tiere nicht, die sehr verschieden sind – obwohl sie in eurer Welt nicht zu existieren scheinen. Was ist felsenfeste Realität und was nicht? Wie ist der Stoff, aus dem ihr gemacht seid. Was ist dort in euch drin, das ihr nicht kennt, das ihr zu erreichen sucht und doch nicht könnt? Es ist die quecksilbrige Natur eurer eigenen Realität, eures Seins, eurer Kreativität, eurer Freude, nach der ihr strebt, obwohl ihr sie doch bereits habt – wenn ihr euer Leben anschaut.
Versucht zu verstehen, wie Worte angewendet werden und wie letztlich doch wieder unnütz sein müssen. Denn nach euren Begriffen ist eine Halluzination etwas, das nicht existiert, wenn ihr es mit etwas vergleicht, das ihr als objektive Realität annehmt.
Wenn einer einen rosaroten Elefanten sieht, sagt ihr: ‚Aha, er halluziniert‘ oder ‚er ist betrunken und der Elefant existiert nicht‘. Wenn aber 15.000 Menschen irgendwo auf dieser Erde einen rosaroten Elefanten auf einer Bergspitze sehen, dann habt ihr, verdammt nochmal, einen Elefantengott. Wenn alle Menschen dieser Erde eine physische Realität erfahren, dann ist es Realität.
Auf anderen Realitätsebenen sagt ihr: „Hier sind alle diese Menschen, die eine Realität halluzinieren und denken, sie sähen Bäume und Vögel und Menschen“. Und dann schaut ihr genauer hin und sagt:
‚Der Gott dieser Welt bin ich‘. Und jener Mensch, der dort sitzt, sagt: ‚Was ist objektive Realität?‘
Und wieder ein anderer, der diese seltsame Vision sieht, die so real ist wie die Realität, die ich kenne, sagt dazu: ‚Alles Sein ist Realität und ich erschaffe sie.‘
Und so erschafft jede und jeder von euch eure Realität. Und wenn ihr Unterschiede wollt zwischen euren Realitäten und einer so genannten Basisrealität, so wäre dies, als ob ihr sagen würdet: ‚Ist die Zahl 1 korrekt und die Zahl 2 falsch?‘ oder ‚Ist eine Katze unwirklich, weil es auch einen Hund gibt?‘
Nun lasse ich euch über diese spielerischen Bemerkungen ein wenig nachdenken und werde euch dabei zuhören.“
(Auf Janes Wunsch hin begann Wade zu erzählen, was Seth gesagt hatte. Seth unterbrach:)
„Ihr habt meinen Humor überhaupt nicht mitbekommen – die Abschrift wird es zeigen. Ich wollte euch auf humorvolle Weise sagen, euch an euch selbst zu halten, um zu sehen, was ihr seid und ich meinte dabei, dass ihr das ja bereits die ganze Zeit tut.“
(Eine Diskussion über Seths Bemerkung folgte. Jane fragte unsere drei Gäste, ob sie irgendetwas mitteilen wollten. Bill erklärte, er hätte nichts bestimmtes, aber alle drei hätten über solche Themen diskutiert und versucht, ihrem Leben ein konkretes Ziel zu geben, Bill sagte, er realisierte, dass er noch
30 oder 40 Jahre übrig hätte und dass er sich fragte, welchen Weg er einschlagen sollte. Seth kam zurück:)
„Als erstes kann Bill aufhören, im Sinne von ‚noch 30 oder 40 restlichen Jahren‘ zu denken. Das wird bereits eine große Hilfe sein. Und ihr alle drei könnt versuchen, die Idee zu vergessen, dass ihr hier in diesem Leben seid, mit soundso vielen Jahren hinter und vor euch und mit soviel harter Arbeit des Verstehens noch zu tun – denn das macht das Verstehen noch schwieriger. Das Buch, das ich jetzt schreibe (Die Natur der persönlichen Realität) wird euch helfen, aber ihr könnt euch auch selber helfen.
Diese Antworten sind in euch, wie ihr alle wisst und nicht wie ich sagte. Aber diese Antworten können nicht ausgesprochen werden. Jede eurer Fragen ist wieder anders. Erinnert euch, dass diese Antworten grundsätzlich nicht in Worte gefasst werden können. Hört deshalb nun einem Sumari‐Lied zu, einem Lied ‚ungefragter Fragen‘.
(Das Sumari‐Lied folgte. Dann diskutierte die Gruppe über Seths vorherige Bemerkungen, das Lied und über andere Themen. Marjorie redete über ‚frühere Zivilisationen‘ oder ‚niedere Lebensformen‘ und deren Entwicklung. Seth kehrte zurück:)
„Alle von euch wissen voll innerem Humor, was nun kommt – und es betrifft wiederum alle. Marjorie stellte nämlich die Frage für jeden von euch, denn ihr alle, aufgrund eurer Herkunft, versucht die Freude, die Integrität und die Spiritualität eurer Geschöpflichkeit zu verneinen und zu einer Realität aufzusehen, die reiner, besser und wahrhaftiger ist, aber gleichzeitig ohne jene Schönheit ist, die ihr seid und die im Moment eures Körperlich‐Seins und in der von euch geschaffenen Realität liegt: Die Freude eurer eigenen Atome und Moleküle, die so wunderbar durch euer Wesen klingen.
Was ist denn grob an eurem Körper oder an den Jahrzehnten, die durch ihn und über die Erde ziehen? Wo gibt es eine größere Herrlichkeit, wo ist eine stärkere Kraft als in dem, was ihr seid? Und was ist in euch? Von dort her formt ihr alle eure Realitäten und alle eure Welten, nicht von jenen verschwommenen und blutleeren Horizonten, wo ihr nur Geist und Form seid. Wenn der Geist keine Form gewollt hätte, würde er sie nicht haben. Er würde sie (die Form) nicht täglich neu nach eurem Bild, nach euren Wünschen erschaffen. Er würde nicht in euren Fingerspitzen erbeben und durch das Mark eurer Knochen sausen.
Eure Geschöpflichkeit ist eure Göttlichkeit und euer Wissen, denn durch eure Geschöpflichkeit drückt sich eure Göttlichkeit aus. Ihr, die ihr zu träumen glaubt, seid wach. Ihr, die ihr wach zu sein glaubt, träumt, denn die Worte sind bedeutungslos. Ihr schafft eure Zukunft aus euren Wünschen sowie ihr eure Gegenwart und eure Vergangenheit formt. Das Gefühl in euren Eingeweiden ist ein in euch lachender Gott, so freut euch. Wenn Götter keine Därme bräuchten, hätten sie sich auch keine gemacht. Wenn Götter sich nicht am Lächeln auf euren Lippen erfreuten, würdet ihr keine Lippen brauchen – und die Götter wären um vieles ärmer, wie ihr auch.
In eurer Erfahrung ist nun die Freude eures Seins – und jene schöne, intelligente, reine Natur – die durch die Wurzeln eures Körpers, durch die Glieder eurer Arme braust, die aus euren eigenen , individuellen Augen das Universum anschaut, das ihr geschaffen habt und das ihr gut findet. Was ist denn grob an eurem Wesen? Nur eure Glaubenssätze. Ihr strahlt mit einer Realität, die in anderen Universen als Sterne erscheint und die Universen fragen sich: ‚Was für eine Schönheit, was für eine Distanz und was für eine undefinierbare Existenz kann dies sein?‘
(Die Gruppendiskussion ging weiter, mit unseren drei Gästen als Mittelpunkt. Jemand wunderte sich, wieso sie hier waren. Seth antwortete:)
„Sie sind hier, weil sie Sumari sind.“
(Unsere Gäste diskutierten weiter, weshalb sie hier wären und was sie suchten. Seth sagte:)
„Ihr genießt das Suchen. Ihr genießt das Forschen. Ihr wollt keine Antworten. Und wie unser Freund, die Möwe Jonathan, sagen würde; ‚Wenn du fliegst, kennst du die antworten.‘ Und wenn ihr auf eure eigene Art fliegt, kennt ihr die Antwort ohne Worte. Und das betrifft euch alle: ihr solltet doch jetzt wissen, dass Gäste – alle Gäste – aus einem bestimmten Grund hierherkommen. Sogar Gäste in roten Pullovern kommen aus einem bestimmten Grund hierher. Die Gründe haben mit ihnen selbst und mit euch zu tun, wie natürlich auch mit der entsprechenden Wechselwirkung. Sogar langhaarige blonde Frauen und langhaarige junge Männer kommen aus einem bestimmten Grund hierher.
Aber ihr habt euch mit Blindheit geschlagen in Bezug auf die wunderbare Art der Dimension, die in euch zu jedem Zeitpunkt existiert. Und wenn ihr glaubt, dass eure Existenz – die physische Kreatürlichkeit – derb und grob sei, verglichen mit etwas anderem, dann macht ihr selbst die undurchsichtig und müsst euch dann damit auseinandersetzen.
Nun hört zu, ihr selbst in euren Selbst. Diese Lieder sollen nicht Ruburts gute Lungenkapazität beweisen, sie sind da, um eure Selbst ohne Worte zu übersetzen und dabei die Klänge als Ausdrucksmittel zu brauchen. Dies ist also ein ‚durchsichtiges Lied‘. Braucht es, wie ihr wollt, fliegt mit ihm und spielt mit ihm. Ihr seid zu ernst.“
(Nach dem Sumari‐Lied und der Diskussion darüber redete Marjorie wiederum vom Sinn des Lebens. Seth sagte:)
„Wie ihr alle wisst, aber wie euch immer wieder gesagt werden muss – nicht von mir, sondern von euch selbst – kennt Spontaneität ihre eigene Ordnung. Wenn ihr euch selbst nicht so gründlich misstrautet, würdet ihr euch nicht so um eure eigene Verantwortung sorgen. Wenn ihr automatisch euch selbst seid, so ist alle Verantwortung erfüllt. Die Götter haben das Universum spielerisch aus Freude und Kreativität erschaffen, nicht weil sie dachten, sie müssten das tun. Euer Sein ist gesegnet und spontan, weil es ist. Und wenn ihr es gemäß eurer Natur automatisch erfüllt, so erfüllen sich auch eure Ziele und – in euren Worten – eure Verantwortung.
Wenn ihr das Selbst seid, das ihr seid, so braucht ihr eure Fähigkeiten aus Freude. Wenn ihr aber eure Fähigkeiten aus einem Verantwortungsgefühl heraus braucht, so verformt ihr sie. Ihr helft dann, weil ihr denkt, ihr müsstet helfen, nicht, weil das Helfen ein freudvoller Teil eures Seins wäre. Und ihr beginnt zu fragen: „Wer braucht meine Hilfe am meisten?“
Könnt ihr euch eine Sonne vorstellen, die denkt: ‚Wer braucht meine Hilfe am meisten? Soll ich meine Strahlen dieser oder jener Blume schicken? Welche braucht meine Wärme am meisten?‘ Oder der Regen, der sich fragt: „Welchen Grashalm soll ich wohl mit meiner Gegenwart beglücken?“
Nein, die Sonne ist sich selbst, wie ihr euch selbst seid und durch euer Sein segnet ihr euch und alle anderen. Wenn ihr euch selbst seid, könnt ihr euch vertrauen, dann sind eure Verantwortlichkeiten automatisch erfüllt. Aber wenn ihr euch nicht vertraut, dann gibt es keine Aufgabe, die ihr erfüllen könnt und niemanden, dem ihr wirklich helfen könnt.“
(Hier machte Seth eine Pause, senkte seine Stimme zu einem Flüstern und sprach langsam und sehr deutlich, mit genauer Betonung:)
„Wenn ihr nur die wunderbare Natur eurer eigenen Realität in diesem speziellen Moment wahrnehmen könntet (den ihr Gegenwart nennt) – wie verblüfft würdet ihr sein und wie wenig würdet ihr nach einem Sinn fragen.
Eure Realität ist der Sinn und weiß es. Was für reiche, undefinierbare Wunder existieren in jedem von euch. Ihr schaut Gemälde oder Gedichte an und nennt sie großartig. Wenn ihr nur die großartige Struktur eures eigenen Selbst spüren und schätzen könntet, wie sehr würdet ihr überwältigt sein.
Die Anerkennung muss von euch selbst kommen. Ihr denkt, ihr seid euch der Techniken bewusst, über die ihr lest. Aber lauscht nur einer Zelle eures Körpers und hört, wie sie voller Entschlusskraft Integrität und Freude singt.
Berührt ein Blatt! Und spürt die blütengleiche Art eurer Gedanken. Seid euch selbst in jedem Moment und – wiederum – wie mächtig wird dieser Moment sein. Ich zeige euch diese Macht, aber es ist eure eigene und sie ist in euch, es ist die Energie, die ihr wahrnehmt.
Ihr alle habt die gleiche Energie (mit lauter und starker Stimme) und sie singt in eurem Sein. Ihr müsst euch ihrer nicht schämen, es ist eure eigene! Ihr braucht keine Gurus, keine Götter, keine Ruburts, keine Seths. Alles ist in euch selbst.“
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