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von Miriam
Hallo Michael,
Deine Ausführungen gefallen mir sehr gut. So gut hätte ich es gar nicht ausdrücken können.
Für jeden ist Reichtum natürlich etwas anderes .Das Bild des Mannes mit dem Grashalm gefällt mir, aber der Ferrari-Fahrer eben auch. Und vielleicht liegt an einem anderen Tag der Ferrari-Fahrer mit einem Grashalm im Mund am Fluss und genießt die Sonne. Wobei der Mensch mit dem Grashalm vielleicht in einer Welt lebt, wo ein Ferrari ganz unmöglich vorstellbar für ihn ist. Womöglich braucht er ihn nicht einmal,weil ihm sein Fahrrad völlig ausreicht.
Als Beispiel: Mir ist aufgefallen, dass Kinder von Eltern, die ein Haus hatten, meistens auch ein Haus haben. Meine Eltern und Schwiegereltern hatten keines, so dass dies gar nicht in meiner Erfahrungswelt lag. Als wir jung waren, haben wir lange überlegt (auch gedrängt von den Eltern), uns für ein Haus zu verschulden. Es war uns nicht vorstellbar, dass dies "gut" gehen würde. Also haben wir es gelassen.
Andere würden über so etwas nicht einmal nachdenken. Für sie ist es völlig klar, dass ein Haus zum Leben gehört. Und so wird es mit dem Ferrari-Fahrer auch sein. Er kommt aus einer Schicht, für die dieses teure Auto (für MICH teuer!) einfach dazu gehört. Wie Marie Antoinette sagte: Wenn sie kein Brot haben, warum essen sie keinen Kuchen? Das wurde ihr sehr übel genommen, und sie landete auf dem Schafott. Aber in ihrer Welt war es wohl unvorstellbar, dass jemand kein Bort haben könnte.
Für mich ist es z.B. auch unvorstellbar, mich in eine Konservenbüchse zu setzen, um nach Australien zu fliegen. Ganz und gar unvorstellbar. Weil ich aus dem Postkutschen-Zeitalter bin.
Jetzt bin ich zwar weit abgeschweift vom Thema, doch vielleicht ist es für unsere sogenannten "Armen" in Deutschland auch unvorstellbar, mehr Geld zu haben. Obwohl sie ein Dach über dem Kopf haben, genug zu essen, eine warme Wohnung, einen Fernseher, genug Kleidung und viele paare Schuhe zum Wechseln, werden sie sich natürlich immer "arm" fühlen, obwohl sie im weltweiten Vergleich wirklich reich, behütet und beschützt sind.
Eine Freundin hat mir einmal ein schönes Beispiel gegeben: Nachdem sie ihre Ausbildung beendet hatte und ihr Mann sein Studium und verdiente, fühlte sie sich "reich". Und noch heute fühlt sie sich "reich". Natürlich ist sie nicht wirklich reich, aber sie hat immer Geld übrig. Und das ist z.B. für mich Reichtum: etwas übrig zu haben, um mir Wünsche zu erfüllen, von denen ich noch viele, viele habe.
Und so können wir, wenn wir uns umgucken, ziemlich genau sehen, wie wir alle selber unsere Welt erschaffen.
Packen wir es an, damit wir glücklich - oder zumindest zufrieden werden.
Viele Grüße, Miriam
Angst klopft an - Vertrauen macht auf - Niemand ist da!