Re: sumari - rabenclan - geschichten
Verfasst: 07 Aug 2013, 17:14
Stimmen
Das Wetter ist freundlich dieser Tage, und das ist zur Zeit nichts Alltägliches. Nach einem großteils verregneten und kühlen Sommer scheinen die ersten Herbsttage nun doch ein wenig Milde und Wärme zu bringen. V. lächelt zum wolkenlosen Himmel empor und lässt sich die wärmenden Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen. Auch, wenn sie sich auf dem Weg zur Arbeit befindet und eigentlich in Eile ist, so macht doch an einem solchen Tag auch die Arbeit mehr Freude als im ewig, eintönigen Grau der letzten Zeit.
Im Funkhaus ist alles Routine, die Nachrichtensendung anmoderieren, dann eine kurze Unterbrechung für die Kennung, danach die aktuellen Meldungen, erst global, dann regional, alles wie immer. Aber dann doch nicht. Der Techniker hinter der Scheibe scheint Probleme zu haben. Er winkt V. nervös zu und schiebt hektisch an den Reglern. Was soll sie tun? Es ist eine live – Sendung. Die kann nicht einfach so unterbrochen werden. V. versucht, sich ruhig und gelassen, weiter auf den Text zu konzentrieren, alles Andere ist ja schließlich nicht ihr Problem und fällt in die Kompetenz der Technik. Endlich Schluss. Aufatmend ordnet v. ihre Textunterlagen und verlässt, als das Lichtsignal es erlaubt, die Sprecherkabine.
Draußen scheint das Chaos ausgebrochen. Toningenieur und die gesamte andere Crew blickt ihr entgeistert entgegen.
„Was ist los, habt ihr einen Geist gesehen? Und was war das für ein hektisches Gefuchtle vorhin? Ich konnte doch überhaupt nichts machen außer weiter lesen. Oder sollte ich einfach die Nachrichten unterbrechen?“
Doch V. erhält keine Auskunft. Statt dessen prasseln vorwurfsvolle Fragen auf sie nieder:
„Sag mal, bist du übergeschnappt? Was redest du denn für verworrenes Zeug daher? Hast du schlechten Stoff erwischt oder was? Wir konnten nur mehr die Sendung unterbrechen und technisches Gebrechen vorschieben. Aber trotzdem ist noch einiges von deinem unsinnigen Gebrabbel durch gekommen. Keine Ahnung, was die Leute glauben werden, aber es ist eine Katastrophe! Trinkst du neuerdings?“
V. versteht überhaupt nichts mehr. Was ist denn hier nur los? Spinnen die alle? „Könnte mir, bitte, jemand sagen, wovon ihr sprecht?“, fragt sie fassungslos.
„Wovon wir sprechen? W o v o n wir sprechen? Wovon bitte, hast du gesprochen, das ist hier die Frage!“ Das Gesicht des Toningenieurs läuft rot an, was V. bisher noch niemals an ihm, der ihr als ruhiger und ausgeglichener Mensch bekannt war, gesehen hat.
V. versteht überhaupt nichts mehr: „Wovon soll ich denn gesprochen haben? Ich habe meinen Text gelesen, wie immer. Oder soll ich jetzt auf einmal Shakespeare zitieren oder was?“ Sie legt ihre Textblätter auf den Regietisch. „Hier, seht doch selbst, nur Nachrichten, was sonst?“
Nun spielt man ihr das Band mit den Aufzeichnungen noch einmal vor. Alles völlig normal…. Plötzlich….. ein Rabenschrei! Noch einmal und noch ein Dritter. Dann wieder Vs. Professionelle Nachrichtenstimme. V. erblasst. Das kann doch nicht sein! Keine Raben im Studio, nirgendwo! Keinerlei Tiere außer dem fetten, alten Kater des Portiers. Aber das war nur der Anfang. Klar und deutlich hört man nun eine Stimme, Vs. Stimme und doch nicht ganz die Ihre:
„Die Raben sammeln sich über der Stadt. Die Zeit ist nah. Das Sternentor ist errichtet. Wir warten.“
Version 2 Stimmen
Das gleichmäßige Dahin gleiten auf der fast leeren Autobahn ließ E. ein wenig schläfrig werden. Sie hatte sich schon überlegt, die Nacht in einem Hotel zu verbringen und erst am nächsten Morgen die Heimfahrt anzutreten. Dann aber hatte sie wenig Lust verspürt, in einem fremden Hotelbett zu schlafen und beschlossen, trotz ihrer Müdigkeit doch noch die etwa zweistündige Fahrt nach Hause auf sich zu nehmen, in ihr gemütliches Heim, zu ihrer geliebten Katze. Sie war eben ein sehr häuslicher Mensch. Ohnehin hatte sie sich nur mit Mühe dazu aufgerafft, zu diesem Medium zu reisen, dieser Frau, die angeblich mit den Toten verkehren konnte. Zu viele Vorbehalte gegen Scharlatanerie, gegen Täuschung und Irreführung hatten sie bisher von solchen Unternehmungen abgehalten. Nun aber war sie froh, diesem Impuls nachgegeben und die Frau aufgesucht zu haben.
Das Gefühl, mit ihrem verstorbenen Mann zu sprechen, ihm nahe zu sein, seine persönlichen Eigenheiten wieder zu erleben, war deutlich und echt. Genau so echt, wie die Enttäuschung und das neuerlich aufflammende Gefühl des Verlustes. Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass er sich nach ihr sehnte, verzehrte, über die Tatsache seines Todes hinaus? Aber tat sie selbst das denn eigentlich? Wollte sie wirklich, dass er zu ihr zurück kam, in das aufkeimende, erstmals eigene, ihr allein gehörende Leben? E. musste sich selbst eingestehen, dass das nicht so ganz der Fall war, und darüber war sie doch einigermaßen erstaunt. Aber es war doch schön gewesen, noch einmal mit dem Gefährten langer Ehejahre zu kommunizieren. Es ging ihm gut, und er nahm, trotz eigener Herausforderungen, Anteil an ihrem Befinden, und das tat gut. Und nun war sie müde, müde der aufwühlenden und widersprüchlichen Gefühle. Deshalb wollte sie heim, nichts als heim, heim zu sich selbst.
Um der Müdigkeit ein Schnippchen zu schlagen, drehte sie das Radio an. Es gab gerade Nachrichten. Natürlich, immer die gleichen Katastrophen, Aufstände, Kursabstürze, Finanzmiseren – eigentlich nicht das, worauf E. jetzt gerade Lust hatte. Aber danach sollte es das Beethoven Violinkonzert in D – Dur geben, ihr Lieblingsstück. Da lohnte es nicht, einen anderen Sender zu suchen. Gerade eben war Syrien das Thema, die Aufstände, die Panzer, die in die Menge schossen, ohne Ansehen der Person, Frauen, Kinder und Verwundete gleichermaßen nieder mähend und die Stimme der Radiosprecherin, deutlich erkennbar um den Ton echten Mitgefühls bemüht:
„….die Staatengemeinschaft verurteilt aufs schärfste das Vorgehen Assads…… und…. crah…..überlegt Sanktionen….. crah… crah…..“
Ärgerlich drehte E. an der Sendereinstellung. Gerade jetzt, wo gleich ihr Lieblingskonzert gespielt werden sollte, gab es diese lästigen atmosphärischen Störungen! Aber schon ertönte die Stimme der Nachrichtensprecherin wieder deutlich und ohne Störung:
„…..massive Verhaftungswellen in Homs…. Kuwait zieht Botschafter ab….. das Sternentor ist errichtet, die Raben sammeln sich über der Stadt.“
„Was zum Teufel…?“ Es. Schläfrigkeit war mit einem Mal wie weg geblasen. Welches Sternentor, welche Raben? Die Nachrichtenstimme hatte jetzt einen Ton kühler Professionalität angenommen. Es ging um die Börsenkurse:
„Nach der Rückstufung der amerikanischen Wirtschaft von der Bestnote AAA+ auf…. die Zeit ist gekommen….. wir warten in der Rabenstadt. Wir warten….“
E. fuhr auf den nächsten Parkplatz und stellte den Motor ab. Es kam ja häufig vor, dass Menschen durch Sekundenschlaf verunglückten, und offensichtlich war ihr dieses Phänomen eben gerade zugestoßen. Sie stieg aus dem Wagen, dehnte und streckte sich und machte ein paar Schritte, um wieder ganz wach zu werden. In diesem Augenblick wurde sie des Raben gewahr, der sich auf der Motorhaube ihres Autos nieder gelassen hatte und sie mit schief gelegtem Kopf anstarrte.
Zur gleichen Zeit legte G. ihr eben gelesenes Buch auf den Nachttisch und knipste die Nachttischlampe aus. Nach solchen Besuchen war sie immer todmüde. Obwohl es ihr Freude machte, ihre Familie bei sich zu haben und sie zu bekochen, war sie doch immer auch erleichtert, wenn die gewohnte Ruhe wieder eingekehrt war. Nachdem sie sich noch kurz die, mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen, Suggestionen, sich an die Träume zu erinnern, gegeben hatte, driftete sie bereits weg aus der Alltagswelt, und nachdem sie sich einmal herum gedreht hatte, war sie bereits tief und fest eingeschlafen. Deshalb hörte sie nicht gleich das Läuten an ihrer Türe. So etwas baut man ja gerne in seine Träume ein. Noch im Traum schaltet man seinen geträumten Wecker aus, um gleichzeitig ruhig und fest weiter zu schlafen. Oder man träumt, aufzustehen, sich anzukleiden und zur Arbeit zu gehen, ohne wirklich dort anzukommen.
G. öffnete im Traum die Türe, um festzustellen, dass niemand davor stand. Es läutete wieder. Nun ging die träumende G. zum Telefon. Aber auch da war keiner in der Leitung. Beim nächsten Läuten war sie wach, nein, eigentlich nicht richtig wach, sondern in dem Zustand, in dem sie das Läuten als Signal erkannte. „Seltsam“, sagte sie zu sich selbst, „um diese Zeit bekomme ich doch für gewöhnlich keine Durchsagen!“ Trotzdem drückte sie mit dem Zeh die Aufnahmetaste. Darin hatte sie bereits einige Übung, sogar im Halbschlaf. Gleich danach schlief sie wieder ein. Es war schon hell im Zimmer, als sie, zur gewohnten Zeit am Morgen, erwachte. Erst später, beim Frühstück erinnerte sich G. daran, dass sie in der Nacht die Aufnahmetaste gedrückt hatte und drückte die Wiedergabetaste, um sich das anzuhören, was möglicherweise oder auch nicht auf der Kassette zu hören war. „Um Himmels Willen!“ rief sie, völlig überrascht aus, als sie das ungewöhnliche Störgeräusch als…… Rabengekrächze identifizierte! Dann folgte ihre gewohnte Stimme:
„Wir, wir ,wir, hier sind wir in dir, die Echsenwesen – Gaukler – Raben – Bande. Wir haben eine Botschaft für dich von deinem Freund Ibucock. Er braucht deine, eure Hilfe. Er wartet auf dich in der Sumaristadt. Das Sternentor, das Sternentor. Es muss aktiviert werden. Heute werden wir dir keine anderen Dinge erzählen. Für heute verabschieden wir uns von dir.“
.Als G. den Recorder ausschaltete, war da immer noch ein Geräusch, ein gleichmäßiges, irritierendes Klopfen, und es kam von Fenster her. Ein Rabe saß auf dem Fensterbrett und klopfte mit dem Schnabel an die Scheibe. G. öffnete das Fenster, aber der Rabe flog nicht weg. Er sah sie mit schief gelegtem Kopf unverwandt an.
Die alte Eiche war eine imposante Baumgestalt. Ausladend überspannten ihre Wetter erprobten Äste einen gehörigen Radius auf der Wiese am Berghang. V. liebte Eichen. In dieser jedenfalls schien ein ziemlich exzentrischer, alter Baumgeist zu wohnen, der seinem Wohnort ein unverwechselbar, individuelles Aussehen verlieh, sperrig, kraftvoll und trotz seines Alters voller Vitalität. Und er erkannte V. schon an ihrem Energiefeld, bevor sie noch die Wiese betreten hatte. Seine Äste winkten freudig, und seine Blätter wedelten ihr ein huldvolles Willkommen zu, wie es würdigen Herrschergestalten wie ihm angemessen war.
V. lehnte sich an den umfangreichen Stamm und sprach eine herzliche Begrüßung in die mächtige Krone hinauf. Der Kontakt mit diesem Baum verlieh ihr jedes Mal aufs Neue eine besondere, innere Ruhe. Seine Wurzeln wurden zu ihren eigenen, reichten tief hinab in die Erde, während ihr eigener Pulsschlag sich mit dem Pulsieren der Säfte in seinem Stamm vermengte und der gemeinsame Atem des Lebens sie beide mit dem Atem der Erde verband.
Nach einer Weile löste sich V. vom stamm der Eiche und kramte aus einer Umhängetasche einige Utensilien heraus: eine, in Stanniol verpackte Rolle mit Räucherkohle, ein kleines Schraubdeckelglas mit getrockneten Kräutern und Harzen, ein Feuerzeug. Der Rabe, der bewegungslos auf einem der untersten Äste saß, beobachtete das Tun der Frau mit schief gelegtem Kopf. Nur das Glitzern seiner Augen verriet, dass er überhaupt am Leben war. Doch als der erste, wohlriechende Rauchfaden zu ihm aufstieg, kam Leben in seine Gestalt. Er flatterte aufgeregt mit den Flügeln, wobei er immer wieder und insistierend seine Rabenbotschaft der Frau unter ihm überbrachte, die fragend zu ihm aufsah. Dann aber schien sie zu verstehen.
„In die Stadt? Das Sternentor? Ist es das, was du meinst?“ fragte sie zögernd und unsicher. Zur Antwort ließ der Rabe für V. eine seiner blauschwarzen Schwungfedern fallen. Diese steckte sich die Feder ins Haar und machte sich auf den Heimweg. Und wieder saß der Rabe mit schief gelegtem Kopf auf dem Ast der Eiche.
„Ach verdammt, schon wieder fast Mittag!“ Jeden Tag das Selbe, immer versickert die Zeit irgendwo zwischen Putzen, Küche, Garten und – ja zugegeben, auch dem Sitzen am Computer. Keine Disziplin, viel zu wenig Einteilung, immer im Widerstreit zwischen Wollen und Sollen. Dabei ist sie doch schon in Rente, was zwingt sie eigentlich noch immer unter die eiserne Knute der so genannten Pflicht? Woher kommt diese drückende Faust in ihrem Nacken, dieses ständige Flüstern in ihrem Inneren: „Du sollst, du müsstest eigentlich, tu lieber dies statt das?“ M. vermutet die Quelle all dessen in ihrer Kindheit. Aber eigentlich ist es doch völlig egal, wo und wann der Same gelegt wurde, wichtig wäre, der giftigen Pflanze keine Nahrung mehr zu geben, so, dass sie schließlich verkümmern und einer Neuen, Gesunden, Platz machen würde. Jeden Tag aufs Neue nimmt M. sich das vor, und jeden Tag aufs Neue scheitert sie wieder.
„Nun ist aber Schluss mit diesem Unsinn!“, schreit sie laut und zornig heraus, so, dass ihr Mann erschrocken in die Küche kommt, um nachzusehen, was denn los sei. „Ach, mach dir keine Sorgen. Ich habe mich nur gerade eben wieder über mich geärgert. Denn eigentlich mag ich überhaupt nicht jeden Tag kochen. Es ist mir lästig. Nein, eigentlich ist es nicht das Kochen an sich, nur dieses Gefühl des Müssens, verstehst du?“
Seine Antwort: „Ja, aber, du musst doch gar nicht. Sag es einfach, dann mache ich mir selbst etwas.“
Das ist zwar lieb von ihm, es ist aber nicht das eigentliche Problem. Sie fühlt sich einfach schrecklich unbehaglich, wenn sie ihre *Pflicht* nicht erfüllt und kann die so gewonnene Freiheit nicht wirklich genießen. Darum geht es. Und nun kommt dieser Einfall, diese plötzliche Idee, die jetzt und sofort umgesetzt werden muss, um nicht wieder im Strudel des Vergessens zu verschwinden. M. will dem Impuls, sich jetzt sofort an den Computer zu setzen, um zu schreiben, Widerstand leisten, denn immerhin brutzelt gerade *sein* Lieblingsessen in der Pfanne, Wiener Schnitzel. Das kann sie nicht sich selbst überlassen. Die Idee muss einfach warten! Denn immerhin ist ihr Schreiben ja nur ein Hobby, und Hobbies kommen eben nach den Pflichten, punktum.
Das Schnitzel brutzelt, die Idee kitzelt, M. zappelt und wird immer nervöser. Verdammt noch mal, jetzt muss GÜ ran, ihr Mann. Das Essen ist ohnehin fertig, er muss ausnahmsweise alleine essen. Sie muss jetzt schreiben. Was eigentlich? Schon wieder vergessen, zu lange gewartet? Da sitzt dieser Rabe, mit schief gelegtem Kopf, draußen auf dem Zaunpfahl, zwischen den Büschen der Hecke. M. schaut ihm geradewegs in die glänzenden, klugen Augen, als sie vom Bildschirm aufblickt, um nachzudenken. Seltsam! Und sein Blick scheint etwas sagen zu wollen, eine Botschaft, die sie aber nicht versteht. Einfach beginnen, irgend etwas schreiben, vielleicht kann sie dort wieder anknüpfen, wo der Faden gerissen ist. Und M. beginnt:
Stimmen
Das gleichmäßige Dahin gleiten auf der fast leeren Autobahn ließ E. ein wenig schläfrig werden. Sie hatte sich schon überlegt, die Nacht in einem Hotel zu verbringen und erst am nächsten Morgen die Heimfahrt anzutreten. Dann aber hatte sie wenig Lust verspürt, in einem fremden Hotelbett zu schlafen und beschlossen, trotz ihrer Müdigkeit doch noch die etwa zweistündige Fahrt nach Hause auf sich zu nehmen………………………………………………………………………………………………… „In die Stadt? Das Sternentor? Ist es das, was du meinst?“ fragte sie zögernd und unsicher. Zur Antwort ließ der Rabe für V. eine seiner blauschwarzen Schwungfedern fallen. Diese steckte sich die Feder ins Haar und machte sich auf den Heimweg. Und wieder saß der Rabe mit schief gelegtem Kopf auf dem Ast der Eiche.
Als M. das Kapitel beendet, dämmert es bereits. Die Gestalt des Raben, der sich allem Anschein nach, die ganze Zeit nicht bewegt hat, wird bereits undeutlich im Blauschwarz des hereinbrechenden Abends. „Ist ja gut“, sagt sie in die Dämmerung hinein, „ich habe schon verstanden, das Sternentor, es wartet. Ich komme. Zumindest werde ich es versuchen. Der Rabe, so, als hätte er auf die Antwort gewartet, fliegt auf und verschwindet in der Dunkelheit.
Das Wetter ist freundlich dieser Tage, und das ist zur Zeit nichts Alltägliches. Nach einem großteils verregneten und kühlen Sommer scheinen die ersten Herbsttage nun doch ein wenig Milde und Wärme zu bringen. V. lächelt zum wolkenlosen Himmel empor und lässt sich die wärmenden Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen. Auch, wenn sie sich auf dem Weg zur Arbeit befindet und eigentlich in Eile ist, so macht doch an einem solchen Tag auch die Arbeit mehr Freude als im ewig, eintönigen Grau der letzten Zeit.
Im Funkhaus ist alles Routine, die Nachrichtensendung anmoderieren, dann eine kurze Unterbrechung für die Kennung, danach die aktuellen Meldungen, erst global, dann regional, alles wie immer. Aber dann doch nicht. Der Techniker hinter der Scheibe scheint Probleme zu haben. Er winkt V. nervös zu und schiebt hektisch an den Reglern. Was soll sie tun? Es ist eine live – Sendung. Die kann nicht einfach so unterbrochen werden. V. versucht, sich ruhig und gelassen, weiter auf den Text zu konzentrieren, alles Andere ist ja schließlich nicht ihr Problem und fällt in die Kompetenz der Technik. Endlich Schluss. Aufatmend ordnet v. ihre Textunterlagen und verlässt, als das Lichtsignal es erlaubt, die Sprecherkabine.
Draußen scheint das Chaos ausgebrochen. Toningenieur und die gesamte andere Crew blickt ihr entgeistert entgegen.
„Was ist los, habt ihr einen Geist gesehen? Und was war das für ein hektisches Gefuchtle vorhin? Ich konnte doch überhaupt nichts machen außer weiter lesen. Oder sollte ich einfach die Nachrichten unterbrechen?“
Doch V. erhält keine Auskunft. Statt dessen prasseln vorwurfsvolle Fragen auf sie nieder:
„Sag mal, bist du übergeschnappt? Was redest du denn für verworrenes Zeug daher? Hast du schlechten Stoff erwischt oder was? Wir konnten nur mehr die Sendung unterbrechen und technisches Gebrechen vorschieben. Aber trotzdem ist noch einiges von deinem unsinnigen Gebrabbel durch gekommen. Keine Ahnung, was die Leute glauben werden, aber es ist eine Katastrophe! Trinkst du neuerdings?“
V. versteht überhaupt nichts mehr. Was ist denn hier nur los? Spinnen die alle? „Könnte mir, bitte, jemand sagen, wovon ihr sprecht?“, fragt sie fassungslos.
„Wovon wir sprechen? W o v o n wir sprechen? Wovon bitte, hast du gesprochen, das ist hier die Frage!“ Das Gesicht des Toningenieurs läuft rot an, was V. bisher noch niemals an ihm, der ihr als ruhiger und ausgeglichener Mensch bekannt war, gesehen hat.
V. versteht überhaupt nichts mehr: „Wovon soll ich denn gesprochen haben? Ich habe meinen Text gelesen, wie immer. Oder soll ich jetzt auf einmal Shakespeare zitieren oder was?“ Sie legt ihre Textblätter auf den Regietisch. „Hier, seht doch selbst, nur Nachrichten, was sonst?“
Nun spielt man ihr das Band mit den Aufzeichnungen noch einmal vor. Alles völlig normal…. Plötzlich….. ein Rabenschrei! Noch einmal und noch ein Dritter. Dann wieder Vs. Professionelle Nachrichtenstimme. V. erblasst. Das kann doch nicht sein! Keine Raben im Studio, nirgendwo! Keinerlei Tiere außer dem fetten, alten Kater des Portiers. Aber das war nur der Anfang. Klar und deutlich hört man nun eine Stimme, Vs. Stimme und doch nicht ganz die Ihre:
„Die Raben sammeln sich über der Stadt. Die Zeit ist nah. Das Sternentor ist errichtet. Wir warten.“
Version 2 Stimmen
Das gleichmäßige Dahin gleiten auf der fast leeren Autobahn ließ E. ein wenig schläfrig werden. Sie hatte sich schon überlegt, die Nacht in einem Hotel zu verbringen und erst am nächsten Morgen die Heimfahrt anzutreten. Dann aber hatte sie wenig Lust verspürt, in einem fremden Hotelbett zu schlafen und beschlossen, trotz ihrer Müdigkeit doch noch die etwa zweistündige Fahrt nach Hause auf sich zu nehmen, in ihr gemütliches Heim, zu ihrer geliebten Katze. Sie war eben ein sehr häuslicher Mensch. Ohnehin hatte sie sich nur mit Mühe dazu aufgerafft, zu diesem Medium zu reisen, dieser Frau, die angeblich mit den Toten verkehren konnte. Zu viele Vorbehalte gegen Scharlatanerie, gegen Täuschung und Irreführung hatten sie bisher von solchen Unternehmungen abgehalten. Nun aber war sie froh, diesem Impuls nachgegeben und die Frau aufgesucht zu haben.
Das Gefühl, mit ihrem verstorbenen Mann zu sprechen, ihm nahe zu sein, seine persönlichen Eigenheiten wieder zu erleben, war deutlich und echt. Genau so echt, wie die Enttäuschung und das neuerlich aufflammende Gefühl des Verlustes. Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass er sich nach ihr sehnte, verzehrte, über die Tatsache seines Todes hinaus? Aber tat sie selbst das denn eigentlich? Wollte sie wirklich, dass er zu ihr zurück kam, in das aufkeimende, erstmals eigene, ihr allein gehörende Leben? E. musste sich selbst eingestehen, dass das nicht so ganz der Fall war, und darüber war sie doch einigermaßen erstaunt. Aber es war doch schön gewesen, noch einmal mit dem Gefährten langer Ehejahre zu kommunizieren. Es ging ihm gut, und er nahm, trotz eigener Herausforderungen, Anteil an ihrem Befinden, und das tat gut. Und nun war sie müde, müde der aufwühlenden und widersprüchlichen Gefühle. Deshalb wollte sie heim, nichts als heim, heim zu sich selbst.
Um der Müdigkeit ein Schnippchen zu schlagen, drehte sie das Radio an. Es gab gerade Nachrichten. Natürlich, immer die gleichen Katastrophen, Aufstände, Kursabstürze, Finanzmiseren – eigentlich nicht das, worauf E. jetzt gerade Lust hatte. Aber danach sollte es das Beethoven Violinkonzert in D – Dur geben, ihr Lieblingsstück. Da lohnte es nicht, einen anderen Sender zu suchen. Gerade eben war Syrien das Thema, die Aufstände, die Panzer, die in die Menge schossen, ohne Ansehen der Person, Frauen, Kinder und Verwundete gleichermaßen nieder mähend und die Stimme der Radiosprecherin, deutlich erkennbar um den Ton echten Mitgefühls bemüht:
„….die Staatengemeinschaft verurteilt aufs schärfste das Vorgehen Assads…… und…. crah…..überlegt Sanktionen….. crah… crah…..“
Ärgerlich drehte E. an der Sendereinstellung. Gerade jetzt, wo gleich ihr Lieblingskonzert gespielt werden sollte, gab es diese lästigen atmosphärischen Störungen! Aber schon ertönte die Stimme der Nachrichtensprecherin wieder deutlich und ohne Störung:
„…..massive Verhaftungswellen in Homs…. Kuwait zieht Botschafter ab….. das Sternentor ist errichtet, die Raben sammeln sich über der Stadt.“
„Was zum Teufel…?“ Es. Schläfrigkeit war mit einem Mal wie weg geblasen. Welches Sternentor, welche Raben? Die Nachrichtenstimme hatte jetzt einen Ton kühler Professionalität angenommen. Es ging um die Börsenkurse:
„Nach der Rückstufung der amerikanischen Wirtschaft von der Bestnote AAA+ auf…. die Zeit ist gekommen….. wir warten in der Rabenstadt. Wir warten….“
E. fuhr auf den nächsten Parkplatz und stellte den Motor ab. Es kam ja häufig vor, dass Menschen durch Sekundenschlaf verunglückten, und offensichtlich war ihr dieses Phänomen eben gerade zugestoßen. Sie stieg aus dem Wagen, dehnte und streckte sich und machte ein paar Schritte, um wieder ganz wach zu werden. In diesem Augenblick wurde sie des Raben gewahr, der sich auf der Motorhaube ihres Autos nieder gelassen hatte und sie mit schief gelegtem Kopf anstarrte.
Zur gleichen Zeit legte G. ihr eben gelesenes Buch auf den Nachttisch und knipste die Nachttischlampe aus. Nach solchen Besuchen war sie immer todmüde. Obwohl es ihr Freude machte, ihre Familie bei sich zu haben und sie zu bekochen, war sie doch immer auch erleichtert, wenn die gewohnte Ruhe wieder eingekehrt war. Nachdem sie sich noch kurz die, mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen, Suggestionen, sich an die Träume zu erinnern, gegeben hatte, driftete sie bereits weg aus der Alltagswelt, und nachdem sie sich einmal herum gedreht hatte, war sie bereits tief und fest eingeschlafen. Deshalb hörte sie nicht gleich das Läuten an ihrer Türe. So etwas baut man ja gerne in seine Träume ein. Noch im Traum schaltet man seinen geträumten Wecker aus, um gleichzeitig ruhig und fest weiter zu schlafen. Oder man träumt, aufzustehen, sich anzukleiden und zur Arbeit zu gehen, ohne wirklich dort anzukommen.
G. öffnete im Traum die Türe, um festzustellen, dass niemand davor stand. Es läutete wieder. Nun ging die träumende G. zum Telefon. Aber auch da war keiner in der Leitung. Beim nächsten Läuten war sie wach, nein, eigentlich nicht richtig wach, sondern in dem Zustand, in dem sie das Läuten als Signal erkannte. „Seltsam“, sagte sie zu sich selbst, „um diese Zeit bekomme ich doch für gewöhnlich keine Durchsagen!“ Trotzdem drückte sie mit dem Zeh die Aufnahmetaste. Darin hatte sie bereits einige Übung, sogar im Halbschlaf. Gleich danach schlief sie wieder ein. Es war schon hell im Zimmer, als sie, zur gewohnten Zeit am Morgen, erwachte. Erst später, beim Frühstück erinnerte sich G. daran, dass sie in der Nacht die Aufnahmetaste gedrückt hatte und drückte die Wiedergabetaste, um sich das anzuhören, was möglicherweise oder auch nicht auf der Kassette zu hören war. „Um Himmels Willen!“ rief sie, völlig überrascht aus, als sie das ungewöhnliche Störgeräusch als…… Rabengekrächze identifizierte! Dann folgte ihre gewohnte Stimme:
„Wir, wir ,wir, hier sind wir in dir, die Echsenwesen – Gaukler – Raben – Bande. Wir haben eine Botschaft für dich von deinem Freund Ibucock. Er braucht deine, eure Hilfe. Er wartet auf dich in der Sumaristadt. Das Sternentor, das Sternentor. Es muss aktiviert werden. Heute werden wir dir keine anderen Dinge erzählen. Für heute verabschieden wir uns von dir.“
.Als G. den Recorder ausschaltete, war da immer noch ein Geräusch, ein gleichmäßiges, irritierendes Klopfen, und es kam von Fenster her. Ein Rabe saß auf dem Fensterbrett und klopfte mit dem Schnabel an die Scheibe. G. öffnete das Fenster, aber der Rabe flog nicht weg. Er sah sie mit schief gelegtem Kopf unverwandt an.
Die alte Eiche war eine imposante Baumgestalt. Ausladend überspannten ihre Wetter erprobten Äste einen gehörigen Radius auf der Wiese am Berghang. V. liebte Eichen. In dieser jedenfalls schien ein ziemlich exzentrischer, alter Baumgeist zu wohnen, der seinem Wohnort ein unverwechselbar, individuelles Aussehen verlieh, sperrig, kraftvoll und trotz seines Alters voller Vitalität. Und er erkannte V. schon an ihrem Energiefeld, bevor sie noch die Wiese betreten hatte. Seine Äste winkten freudig, und seine Blätter wedelten ihr ein huldvolles Willkommen zu, wie es würdigen Herrschergestalten wie ihm angemessen war.
V. lehnte sich an den umfangreichen Stamm und sprach eine herzliche Begrüßung in die mächtige Krone hinauf. Der Kontakt mit diesem Baum verlieh ihr jedes Mal aufs Neue eine besondere, innere Ruhe. Seine Wurzeln wurden zu ihren eigenen, reichten tief hinab in die Erde, während ihr eigener Pulsschlag sich mit dem Pulsieren der Säfte in seinem Stamm vermengte und der gemeinsame Atem des Lebens sie beide mit dem Atem der Erde verband.
Nach einer Weile löste sich V. vom stamm der Eiche und kramte aus einer Umhängetasche einige Utensilien heraus: eine, in Stanniol verpackte Rolle mit Räucherkohle, ein kleines Schraubdeckelglas mit getrockneten Kräutern und Harzen, ein Feuerzeug. Der Rabe, der bewegungslos auf einem der untersten Äste saß, beobachtete das Tun der Frau mit schief gelegtem Kopf. Nur das Glitzern seiner Augen verriet, dass er überhaupt am Leben war. Doch als der erste, wohlriechende Rauchfaden zu ihm aufstieg, kam Leben in seine Gestalt. Er flatterte aufgeregt mit den Flügeln, wobei er immer wieder und insistierend seine Rabenbotschaft der Frau unter ihm überbrachte, die fragend zu ihm aufsah. Dann aber schien sie zu verstehen.
„In die Stadt? Das Sternentor? Ist es das, was du meinst?“ fragte sie zögernd und unsicher. Zur Antwort ließ der Rabe für V. eine seiner blauschwarzen Schwungfedern fallen. Diese steckte sich die Feder ins Haar und machte sich auf den Heimweg. Und wieder saß der Rabe mit schief gelegtem Kopf auf dem Ast der Eiche.
„Ach verdammt, schon wieder fast Mittag!“ Jeden Tag das Selbe, immer versickert die Zeit irgendwo zwischen Putzen, Küche, Garten und – ja zugegeben, auch dem Sitzen am Computer. Keine Disziplin, viel zu wenig Einteilung, immer im Widerstreit zwischen Wollen und Sollen. Dabei ist sie doch schon in Rente, was zwingt sie eigentlich noch immer unter die eiserne Knute der so genannten Pflicht? Woher kommt diese drückende Faust in ihrem Nacken, dieses ständige Flüstern in ihrem Inneren: „Du sollst, du müsstest eigentlich, tu lieber dies statt das?“ M. vermutet die Quelle all dessen in ihrer Kindheit. Aber eigentlich ist es doch völlig egal, wo und wann der Same gelegt wurde, wichtig wäre, der giftigen Pflanze keine Nahrung mehr zu geben, so, dass sie schließlich verkümmern und einer Neuen, Gesunden, Platz machen würde. Jeden Tag aufs Neue nimmt M. sich das vor, und jeden Tag aufs Neue scheitert sie wieder.
„Nun ist aber Schluss mit diesem Unsinn!“, schreit sie laut und zornig heraus, so, dass ihr Mann erschrocken in die Küche kommt, um nachzusehen, was denn los sei. „Ach, mach dir keine Sorgen. Ich habe mich nur gerade eben wieder über mich geärgert. Denn eigentlich mag ich überhaupt nicht jeden Tag kochen. Es ist mir lästig. Nein, eigentlich ist es nicht das Kochen an sich, nur dieses Gefühl des Müssens, verstehst du?“
Seine Antwort: „Ja, aber, du musst doch gar nicht. Sag es einfach, dann mache ich mir selbst etwas.“
Das ist zwar lieb von ihm, es ist aber nicht das eigentliche Problem. Sie fühlt sich einfach schrecklich unbehaglich, wenn sie ihre *Pflicht* nicht erfüllt und kann die so gewonnene Freiheit nicht wirklich genießen. Darum geht es. Und nun kommt dieser Einfall, diese plötzliche Idee, die jetzt und sofort umgesetzt werden muss, um nicht wieder im Strudel des Vergessens zu verschwinden. M. will dem Impuls, sich jetzt sofort an den Computer zu setzen, um zu schreiben, Widerstand leisten, denn immerhin brutzelt gerade *sein* Lieblingsessen in der Pfanne, Wiener Schnitzel. Das kann sie nicht sich selbst überlassen. Die Idee muss einfach warten! Denn immerhin ist ihr Schreiben ja nur ein Hobby, und Hobbies kommen eben nach den Pflichten, punktum.
Das Schnitzel brutzelt, die Idee kitzelt, M. zappelt und wird immer nervöser. Verdammt noch mal, jetzt muss GÜ ran, ihr Mann. Das Essen ist ohnehin fertig, er muss ausnahmsweise alleine essen. Sie muss jetzt schreiben. Was eigentlich? Schon wieder vergessen, zu lange gewartet? Da sitzt dieser Rabe, mit schief gelegtem Kopf, draußen auf dem Zaunpfahl, zwischen den Büschen der Hecke. M. schaut ihm geradewegs in die glänzenden, klugen Augen, als sie vom Bildschirm aufblickt, um nachzudenken. Seltsam! Und sein Blick scheint etwas sagen zu wollen, eine Botschaft, die sie aber nicht versteht. Einfach beginnen, irgend etwas schreiben, vielleicht kann sie dort wieder anknüpfen, wo der Faden gerissen ist. Und M. beginnt:
Stimmen
Das gleichmäßige Dahin gleiten auf der fast leeren Autobahn ließ E. ein wenig schläfrig werden. Sie hatte sich schon überlegt, die Nacht in einem Hotel zu verbringen und erst am nächsten Morgen die Heimfahrt anzutreten. Dann aber hatte sie wenig Lust verspürt, in einem fremden Hotelbett zu schlafen und beschlossen, trotz ihrer Müdigkeit doch noch die etwa zweistündige Fahrt nach Hause auf sich zu nehmen………………………………………………………………………………………………… „In die Stadt? Das Sternentor? Ist es das, was du meinst?“ fragte sie zögernd und unsicher. Zur Antwort ließ der Rabe für V. eine seiner blauschwarzen Schwungfedern fallen. Diese steckte sich die Feder ins Haar und machte sich auf den Heimweg. Und wieder saß der Rabe mit schief gelegtem Kopf auf dem Ast der Eiche.
Als M. das Kapitel beendet, dämmert es bereits. Die Gestalt des Raben, der sich allem Anschein nach, die ganze Zeit nicht bewegt hat, wird bereits undeutlich im Blauschwarz des hereinbrechenden Abends. „Ist ja gut“, sagt sie in die Dämmerung hinein, „ich habe schon verstanden, das Sternentor, es wartet. Ich komme. Zumindest werde ich es versuchen. Der Rabe, so, als hätte er auf die Antwort gewartet, fliegt auf und verschwindet in der Dunkelheit.