
Albtraum von Jane Roberts
Albtraum Geschichten:
Albtraum
von Jane Roberts
Derartige Albtraum Geschichten stammten ebenfalls aus: The Magazine of Fantasy and Science Fiction, und die folgende Geschichte, geschrieben von Jane Roberts, wurde April 1959 von dieser Zeitschrift veröffentlicht. Zu dieser Zeit gab es viele Nachwuchsautoren, die darin eine Chance sahen, ihre Werke bekannt zu machen. Man bedenke, zu dieser Zeit waren derlei Geschichten sehr gruselig. Heutzutage sind die Menschen wesentlich abgebrühter, was derlei Geschichten betrifft, nicht zuletzt durch die Filmwelt mit ihren plastischen Horrorgeschichten.
Kritikerstimme zu Jane Roberts Geschichte Albtraum: „Albtraum Geschichten werden oft als „Gute-Nacht-Geschichten“ oder „Geschichten, die man bei Kerzenlicht liest“ bezeichnet. Technisch gesehen könnte die folgende Geschichte in diese Kategorie fallen; wir empfehlen jedoch, sie bei Tageslicht zu lesen…“
Doch nun zu Jane Roberts Geschichte aus dem Jahre 1959…
„DA GEHT JERUSALEM!“ rief MARIAH jubelnd und wippte von dem zerbrochenen Berg. Teile von Armen und Beinen, Fragmente von Türmen und entwurzelten Städten kochten um sie herum. Sie rührte sie wie wild mit dem Finger um. Schreie des Entsetzens entwichen wie zischende Dämpfe.
„Robert, Robert, hilf mir“, schrie sie. „Robert.“ Sie holte aus und ergriff seinen Arm. „Robert, was wird zuerst passieren?“
Der Traum-Robert hatte viereckige Augen, die von Angst erfüllt waren. Er sagte:
„Zuerst werden wir verhungern. Wir werden mehr und mehr schlafen und dann nie mehr die Augen öffnen. Wir werden aufblähen und wie Ballons über die Berge schweben.“
„Um Gottes willen, Mariah, wach auf“, sagte der echte Robert.
Er schaltete das Licht ein. Dankbar öffnete sie die Augen und sah gesunde Schlafzimmerwände, aber dahinter lagen Jerusalem und New York, das leise im Meer versank.
„Bist du jetzt wach?“
„Fast, fast.“ Aber ein kopfloser lilafarbener Körper schlitterte vorbei, angetrieben von Wind und Trümmern, und sie schrie auf.
Dann wurde sie von dem echten Robert geschüttelt, kräftig.
„Mariah, reiß dich zusammen. Mariah. Es ist alles in Ordnung.“ krächzte er und hielt sie in seinen Armen.
Nach und nach lösten sich die Bilder in ihrem Kopf auf, aber irgendwo im Hintergrund ihres Bewusstseins spürte sie, wie sie sich sammelten, um sie zu zerstören.
„So, bist du jetzt in Ordnung?“, fragte er, und sie lächelte, um ihn zu beruhigen.
Aber er schaltete das Licht wieder aus, und sie starrte an die Decke und kämpfte darum, wach zu bleiben. Sollte sie ihn bitten, das Licht wieder einzuschalten? Sollte sie es tun? Nein, nein, dachte sie. Er brauchte seinen Schlaf. Er arbeitete hart, hart…
Hart, und er war jetzt der Traum-Robert, der den Schutt und die Trümmer beiseite schob. Sie stillte das Baby. Es saugte nicht sehr stark, weil es tot war. Das machte keinen Sinn, denn in der wirklichen Welt würde er erst in zwei Monaten geboren werden. Doch das Baby war hier, und es war tot. Sie wurde hungrig und taumelte zwischen den zerbrochenen Türmen umher, bis sie nur noch einen toten Vogel zu essen fand. Die Hitze war unerträglich.
„Robert, oh hilf mir“, rief sie erneut, überwältigt von dem Chaos.
Jedoch gab es keinen Grund, zu betteln oder zu fordern, das konnte sie an seinem Gesicht erkennen.
„Woher wusstest du, dass das passieren würde?“, fragte der Traum-Robert und ihre Augen wurden hohl.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es nur ein Traum, der nichts bedeutet.“ Aber der Gestank der Verwesung war genug. „Es ist wirklich noch nicht passiert“, sagte sie, aber etwas wollte sich immer noch nicht zu erkennen geben.
Warum war das Baby tot?
„Vielleicht wird es gar nicht passieren“, murmelte sie, doch der Traum-Robert verblasste und der echte Robert sagte: „Du redest im Schlaf, Schatz.“
Die Worte schockierten sie.
Sie schrie nun verzweifelt: „Weck mich auf! Weck mich auf!“, denn sie wusste, dass dies ihre letzte Chance war.
Sie spürte, wie er sie an den Schultern rüttelte und versuchte, ihre Augen zu öffnen, aber da war nur ein verschwommenes Bild seines Gesichts, ein verzerrtes Bild von Schlafzimmerwänden und plötzlich war nur noch der Traum real.
„Robert, es wird geschehen. Es wird…“, schrie sie, aber der echte Robert verblasste.
Der Raum verschwand, und die Sonne drehte sich in sich selbst. Als sie ihren Zorn spürte, die Explosion von Energie, die sie zu lange kontrolliert hatte, wusste sie plötzlich, warum das Baby tot war und versuchte, zu rufen. Es war jedoch zu spät.
Die Hitze schlug sie gegen das Nichts, das der Boden gewesen war, schlug ihr aus dem Nichts entgegen, das der Himmel gewesen war. Aus der Ferne nahm sie wahr, wie der echte Robert in dem schummrigen Schlafzimmer erwachte. Sie schrie, obwohl sie wusste, dass er sie nicht hören konnte, und das letzte Bild, das ihre Augen sahen, war das von ihm, der ihren Körper in seinem Spitzennachthemd schüttelte.
Als er schrie, hörte sie nichts mehr.
Zwei Monate später machte es keinen Unterschied mehr. Nichts tat es.
(übersetzt von Jonathan Dilas, 2017)
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