Re: Elias: Vorlieben/Präferenzen
Verfasst: 15 Dez 2017, 05:35
LAURA: Eltern zu sein, das ist für mich in mancher Hinsicht herausfordernd. Natürlich sind die Rollen im Großziehen von Kindern ohne Wissen um das Erschaffen der eigenen Realität ziemlich klar. Wenn man aber weiß, dass man selbst sowie die Kinder jederzeit die eigene Realität erschaffen, bin ich mir nicht immer klar, wie ich bestimmte Situationen hinsichtlich ihrer Äußerungsfreiheit ansprechen kann.
Ich habe verschiedene Ideen über Elternschaft erforscht. Eine ist Zwang im Vergleich mit dem Verzicht auf Zwang, und das Andere ist, dass man dem Kind sagt: „Das musst Du lernen.“ Die andere Seite ist, dass das Kind entdeckt, was es lernen möchte. Ich befinde mich irgendwo in der Mitte und schwanke hin und her. Ich möchte mir über meine Vorlieben klarer sein.
ELIAS: Es ist keine Sache von entweder-oder oder von schwarz und weiß. Verstehe auch, dass es eine Kooperation ist. Ihr co-kreiert nicht, aber Ihr kooperiert. Du hast Deine und die Kinder haben ihre Glaubenssätze. Täusche Dich nicht dahingehend, dass Kinder keine Glaubenssätze hegen würden, bloß weil sie zu einer anderen Zeit als Du in diese Bewusstseinsumschaltung hinein geboren wurden. Ja, sie äußern sich anders und erkennen mehr, dass sie sich selbst dirigieren, und sie sind sich sozusagen der Wahl ihrer Glaubenssätze gewahr. Aber es ist nicht so, dass sie keine Glaubenssätze hegen würden. Wie ich schon oft sagte, sind Vorlieben bevorzugte Glaubenssätze. Du kannst bestimmte Vorlieben haben, und die Kinder mögen andere Vorlieben hegen. Das heißt nicht, dass Deine Vorlieben falsch und ihre richtig wären oder umgekehrt.
Es geht darum, zu kooperieren und Euch zu erlauben, zusammen voranzuschreiten - nicht sich Fügen oder Kompromisse eingehen - sondern zu kooperieren und zu erkennen, dass Du in manchen Richtungen nicht unbedingt Übereinstimmung generieren wirst, aber das spielt keine Rolle. Du kannst sogar ohne Zustimmung Kooperation generieren. Denn selbst ohne Zustimmung könnt Ihr miteinander kooperieren, wenn Ihr aufrichtiges Annehmen der Unterschiede äußert. Wenn Unterschiede zum Thema werden, geht die Kooperation verloren. Wenn um Differenzen gerungen wird und diese zur Herausforderung werden, wird keine Kooperation mehr geäußert.
Wie gesagt ist es keine Sache so ganz schwarz-weiß mit solch absoluten Eltern- oder Kinder-Rollen, wie sie über lange Zeiträume hinweg geäußert wurden, denn Ihr werdet Euch alle mehr Eurer Glaubenssätze, deren Einflüsse, der Akzeptanz und des Erlaubens gewahr, weshalb die Rollen verschwommen sind.
Erlaube Dir, die Kinder vielleicht in einer anderen Rolle anzuheuern. Statt Dich als Autorität zu sehen oder zu projizieren, projiziere Dich auf ähnliche Weise, wie Du das anderen Erwachsenen gegenüber tust. Du siehst sie nicht als Autorität für Dich und auch Dich nicht als Autorität für sie sondern Ihr teilt miteinander. Wenn Du mit einem anderen Erwachsenen nicht übereinstimmst, erkennst Du, dass das eine Abweichung/Unterschied ist, aber Du erlaubst Dir, zu evaluieren und zur Kooperation umzuziehen, selbst wenn Ihr weiterhin nicht übereinstimmt.
Aber in den Rollen von Eltern und Kindern wird es zu einem Machkampf, und jede Rolle wünscht, ihre Macht und Unabhängigkeit zu äußern. Das sind starke Worte mit starken Assoziationen. Jeder inkorporiert auch Glaubenssätze bezüglich seiner Rolle und der Rolle des Anderen. Die Kinder sehen gemäß ihrer Glaubenssätze Dich und Deinen Partner als Autorität, was jedoch eine Herausforderung in ihrer natürlichen Eigenregie-Bewegung präsentiert.
Da sie sich selbst dirigieren, möchtest Du zulassend sein, aber Du möchtest auch keinen Konflikt oder Kampf mit ihnen haben, wenn sie mit Dir nicht übereinstimmen. Der Schlüssel hierbei ist es zu erkennen, dass jeder von Euch Vorlieben hat. Wie Du bereits erkennst, dirigieren sie sich selbst, und Übereinstimmung ist nicht immer erforderlich, denn die Annahme, dass Übereinstimmung für das Generieren von Kooperation und Harmonie erforderlich wären - was sie nicht sind - generiert eine automatische Erwiderung, die Konflikt und Kampf erschafft. Auch ohne Übereinstimmung kannst Du Harmonie und Kooperation äußern und zu anderen, nicht schwarz-weißen Wahlmöglichkeiten/Entscheidungen schreiten, ohne Kompromisse einzugehen.
LAURA: Es gibt eine Philosophie über eine nicht autoritäre (non-coercive) Erziehung, wo viel Zeit damit verbracht wird, gemeinsame Vorlieben zu finden statt Kompromisse einzugehen, und es gibt viele Diskussionen darüber, was diese gemeinsamen Vorlieben sind. Die Vorstellung ist, dass keiner Kompromisse eingeht und jeder bereitwillig das aufgibt, was er dachte, dass er das haben will und mit etwas noch wünschenswerterem aufwartet, mit etwas, was er noch mehr bevorzugt als das, was er ursprünglich dachte, dass er es bevorzugt. Um zu lernen, wie man das tut, sind sehr viel Zeit und Einsatz erforderlich. Ein Teil von mir möchte diesen Weg gehen, und dann gibt es noch einen anderen Teil von mir, der gerne gesellschaftlich akzeptabel sein möchte.
Ich habe das Gefühl, dass man von mir als Elternteil erwartet, viele Rollen zu erfüllen. Beispielweise wählt meine Tochter, zur Schule zu gehen, und mein Sohn wählt das nicht. Das ist okay. Die eine geht zur Schule und der andere nicht. Meine Tochter will nicht jeden Tag zur Schule geht, und manchmal will sie einfach einen Tag freinehmen, was meinerseits durchaus okay ist. Allerdings habe ich den Verdacht, dass die Schulleitung kein Verständnis dafür haben wird, so dass ich Ausreden erfinde, damit sie sich den Tag freinehmen kann, und ….
ELIAS: Ah. Stopp.
LAURA: ... dieser Konflikt fühlt sich für mich nicht behaglich an.
ELIAS: Denn Du bestätigst Dich nicht selbst und offerierst Dir nicht Deine Freiheit. In Verbindung mit den vertrauten Mustern, mit dieser Angst vor dem Werturteil Anderer vertuschst Du. Um Furcht vor Anderen zu vermeiden, erschaffst Du eine Tarnung und generierst für Deine Tochter eine Ausrede. Es ist IHRE Wahl. Du wählst, zu partizipieren und einverstanden zu sein, und es ist nicht nötig, dass Du dies rechtfertigst.
LAURA: Ich rufe also einfach an und sage: “Cyan kommt heute nicht in die Schule?” Ganz ohne weitere Erklärungen abzugeben?
ELIAS: Wenn Du das wählst. Eine Rechtfertigung ist nicht erforderlich.
LAURA: Zane nimmt an einem Hausunterrichtsprogramm teil. Er kann also an diesen wöchentlichen Workshops von 5 oder 6 Stunden sowie an den Exkursionen teilnehmen und Spaß daran haben. Aber einmal monatlich soll ich dort vorbeikommen und sagen: „Das haben wir in Rechnen und dies im Lesen gemacht.“ Ich bin soweit, dass ich ihn nicht wirklich zum Lesen zwingen will, wenn er das nicht tun will. Lesen kann er, und er liest das, was er lesen will. Ich will die Lehrer nicht unbedingt mit einer Bücherliste oder mit von ihm erledigten Arbeitsblättern beeindrucken und ihn zwingen, damit wir etwas Tolles vorzeigen können. Meinerseits ist es okay, wenn er beim Monopoly-Spiel rechnet. Aber da ist wieder diese Angst vor dem Urteil Anderer oder dass ich als Mutter nicht das Richtige tue usw. Ich denke, dass ich noch nicht so weit bin, diesen Glaubenssatz anzunehmen.
ELIAS: Wie gesagt, ziehe nicht um zu dieser schwarz-weiß-Sicht. Gib auf Dich selbst Acht. Gib auch auf Deine Kinder Acht, aber nicht unter Ausschluss Deinerselbst. Es geht nicht darum, Dich in jeder Situation dem zu fügen, was das Kind denkt, dass es das haben will.
LAURA: Vielleich kannst Du das bestätigen. Ich habe mir in dieser Woche zusammengereimt, dass Zane wirklich will, dass ich ihn dazu bringe, es zu tun, obwohl er wegen der Rechenaufgaben quengelt.
ELIAS: Es ist nicht unbedingt das, was Du als “ihn dazu bringen” bezeichnen würdest, aber bisweilen bekommt er so seinen Lohn, und es auch gibt das Motiv, dass er Deine Interaktion und diese externe Inspiration und Erinnerung haben will, damit er das, was ihm als lästige Aufgabe vorkommt, auf spielerische Weise wahrnehmen kann.
LAURA: Er quengelt fast täglich und hält sich den Kopf. Sobald wir da durch sind und er seine Arbeit macht - ich habe mir wirklich viel einfallen lassen, damit er dies tun kann und dies mit seiner Denkweise und seinem Verstehen in Einklang ist - sagt er: „Prüfe das bitte“ und findet es wirklich cool. Ich habe das Gefühl, dass es sich für ihn gut anfühlt, wenn wir das alles durchgezogen haben und er einverstanden ist. Was ich nicht mag, das ist mit seinem ganzen Bangigkeits-Aspekt umgehen zu müssen.
ELIAS: Ich verstehe. Aber erlaube Dir das zu erkennen und zu evaluieren, was Du in dieser Situation und Interaktion erschaffst. Zunächst einmal antizipierst Du diesen Kampf noch vor dem Zustandebringen. Du assoziierst auch, dass Ihr bereits davor uneins seid, und dass es nur einvernehmlich zu schaffen ist.
LAURA: Stimmt. Das glaube ich sehr stark.
ELIAS: Darüber sprachen wir bereits. Du kannst auch ohne Einvernehmen kooperieren.
LAURA: Das kapiere ich nicht, aber ich denke, dass ich es beobachten werde.
ELIAS: Du kannst Dich auch mit anderen Individuen in der Nähe austauschen, die Dir ihre Erfahrungen mit diesem Konzept schildern können. Erinnere Dich, dass Deine Kinder Dir selbst nicht so unähnlich sind. Wie oft hast Du schon gedacht, dass Du irgendeine Manifestation, Richtung oder Äußerung haben willst, und Dein Denken war vielleicht nicht das, was Du tatsächlich aufrichtig haben willst? Die Übersetzung mag nicht akkurat gewesen sein.
Das Erleben Deiner Kinder ist dem ähnlich. Sie sind ebenfalls Individuen. Sie sind Eure Spezies, so wie Du das bist. So wie Du, inkorporieren sie ihre eigenen Glaubenssätze und dieselben Denk-, Auswähl- und Kommunikations-Mechanismen, und sie mögen nicht unbedingt automatisch erkennen, dass ihre Denkprozesse nicht immer akkurat sind.
Erkenne bitte auch, dass Individuen nicht handeln, ohne dass das sich für sie lohnt. Dein Lohn bei dieser Konflikt-Interaktion ist eine Bestätigung Deiner Glaubenssätze: „Ohne Fleiß keinen Preis; Leistung oder Erfolg werden durch etwas Kampf zustande gebracht.“ Du offerierst Dir das Zustandekommen, aber zuvor generierst Du Konflikt oder Kampf.
Du äußerst auch wie Du das Kind wahrnimmst, nämlich dass es nicht mit Dir übereinstimmt, und dass ein erfolgreiches Zustandekommen einvernehmlich und nicht durch Kooperation geschieht, denn Kooperation kann nur über Einvernehmen erlangt werden. Das ist (D)eine Wahrheit, und sie ist nicht wahr.
Sein Lohn ist eine intensive Interaktion mit Dir, sowie dies, dass Deine Aufmerksamkeit und Konzentration vollständig mit ihm beschäftigt sind. Ein weiterer Lohn für ihn ist das Ausüben seiner Macht. Dein Frust ist sein Lohn oder eine Bestätigung seiner Macht, nicht dass dies schlecht wäre, aber seine Macht kann auf eine nützlichere und weniger konfliktreiche Weise geäußert werden.
LAURA: Dazu ist mir eine Idee gekommen. Es gibt in seinem Leben viel mehr Äußerungsfreiheit und weniger Druck als bei den meisten Kindern in unserer Gesellschaft. Deshalb gibt es in seinem Leben wenig Konflikt oder Gründe für einen Konflikt. Vielleicht generiert er bisweilen diesen kleinen Konflikt, einfach um etwas Konflikt zu erleben und seine Macht zu sehen.
ELIAS: Manchmal.
LAURA: Es ist lustig, denn beim Rechnen laufen wir im Kreis. Ich schlug ihm vor, keine Arbeitsblätter zu bearbeiten und einfach das zu machen, was er will, und dann sagte er mir, dass er das auch nicht haben will. Er will, dass ich von ihm verlange, dass er mit den Arbeitsmappen arbeitet, und doch vollziehen wir täglich diese kleinen Tänze. Deshalb dachte ich mir, dass er vielleicht die Arbeitsmappen machen will und bloß denkt, dass er das nicht tun will.
ELIAS: Das ist wiederum Dir und anderen Leuten nicht unähnlich, die Du nicht als Kinder ansiehst. Sie äußern eine natürliche Energie der Eigensteuerung, aber sie äußern auch Glaubenssätze. Der natürliche Vorgang der Eigensteuerung ist für Euch ungewohnt. Für Kinder ist er etwas mehr vertraut, weil sie sich nicht der Rollen-Absolutheit fügen, aber es ist immer noch etwas ungewohnt, denn die Umschaltung/Wandel ist noch nicht vollendet. Deshalb schwankt Ihr bisweilen bei dieser ungewohnten Eigenregie, und auch Du erlebst das.
Die Leute äußern ziemlich intensiv, dass sie diese Freiheit in viele Richtungen hin ausüben wollen. Sie möchten sie in ihren Fokus miteinbeziehen, aber wenn sie anfangen, immer mehr Freiheit zu äußern, sind sie verwirrt. Was sollen sie tun? Wie sollen sie ihre Energie lenken? Welche Handlung sollen sie miteinbeziehen? „Was ist meine Vorliebe? Was will ich haben? Ich habe diese Freiheit, aber ich bin nicht sicher wie ich sie ausüben sollte.“ Kinder wissen, dass sie Freiheit inkorporieren und dass sie sich selbst dirigieren. Aber bisweilen schwanken auch sie in ihrer Freiheit, denn die Struktur ist das, was bekannt ist.
„Wenn ich mir erlaube, mich selbst zu dirigieren, meine eigne Handlung miteinzubeziehen und das zu generieren, was auch immer ich haben will, ist das eine enorme Freiheit. Was will ich haben?“ Die Leute sind unsicher. Und in Eurer Unsicherheit neigt Ihr automatisch zu einer großen Verallgemeinerung: "Ich will Glückseligkeit. Ich möchte meine Freiheit auf jedem Gebiet äußern”. Das Kind äußert in Euren Begriffen: „Ich möchte lernen“, oder in seinen Begriffen: „Ich möchte es hinkriegen. Ich möchte meine Fähigkeiten sowie das, was ich erschaffen kann, erforschen.“ Aber wie?
Ihre Leistungen und ihr Erforschen ihrer Fähigkeiten schätzen sie, aber sie sind sich nicht immer sicher, wie sie manövrieren können. Es geht nicht darum, dass Du sie lenkst sondern mit ihnen zusammen eine Kooperation generierst und mit ihnen teilst und somit auf unterstützende Weise an ihren Fähigkeiten partizipierst.
Wenn Du verwirrt bist, schöpfe aus Deinem Inneren. Erlaube Dir, eine Assoziation mit Dir, mit Deinen Verhaltensweisen, Aktivitäten oder Äußerungen zu generieren, dort wo Du geäußert hast, dass Du etwas nicht haben willst. Du sagst vielleicht: „Ich möchte nichts tun. Ich möchte nichts tun und nur spielen.“ Und wenn Du Dir erlaubst, dies lange genug zu tun, fängst Du an Dich zu langweilen, weil es nicht herausfordernd ist. Inkorporiere deshalb Verspieltheit bei herausfordernden Vorgängen und beim Erkunden, denn deshalb habt Ihr Euch in dieser Dimension manifestiert. (Therefore, you incorporate the playfulness in actions that are challenging, in exploring, for that is the reason that you have manifest in this dimension anyway.)
Erinnere Dich daran, dass Kinder nicht anders sind als Du selbst. Wenn Du im Umgang mit ihnen einen Konflikt oder eine Herausforderung erlebst, erforsche Dich und das, was diesen Konflikt in Dir motiviert, und dann kannst Du das rekonfigurieren und die Szene wenden und ein neues, anderes Szenario erschaffen.
Session #1466
Friday, November 7, 2003 (Private/In Person)
Ich habe verschiedene Ideen über Elternschaft erforscht. Eine ist Zwang im Vergleich mit dem Verzicht auf Zwang, und das Andere ist, dass man dem Kind sagt: „Das musst Du lernen.“ Die andere Seite ist, dass das Kind entdeckt, was es lernen möchte. Ich befinde mich irgendwo in der Mitte und schwanke hin und her. Ich möchte mir über meine Vorlieben klarer sein.
ELIAS: Es ist keine Sache von entweder-oder oder von schwarz und weiß. Verstehe auch, dass es eine Kooperation ist. Ihr co-kreiert nicht, aber Ihr kooperiert. Du hast Deine und die Kinder haben ihre Glaubenssätze. Täusche Dich nicht dahingehend, dass Kinder keine Glaubenssätze hegen würden, bloß weil sie zu einer anderen Zeit als Du in diese Bewusstseinsumschaltung hinein geboren wurden. Ja, sie äußern sich anders und erkennen mehr, dass sie sich selbst dirigieren, und sie sind sich sozusagen der Wahl ihrer Glaubenssätze gewahr. Aber es ist nicht so, dass sie keine Glaubenssätze hegen würden. Wie ich schon oft sagte, sind Vorlieben bevorzugte Glaubenssätze. Du kannst bestimmte Vorlieben haben, und die Kinder mögen andere Vorlieben hegen. Das heißt nicht, dass Deine Vorlieben falsch und ihre richtig wären oder umgekehrt.
Es geht darum, zu kooperieren und Euch zu erlauben, zusammen voranzuschreiten - nicht sich Fügen oder Kompromisse eingehen - sondern zu kooperieren und zu erkennen, dass Du in manchen Richtungen nicht unbedingt Übereinstimmung generieren wirst, aber das spielt keine Rolle. Du kannst sogar ohne Zustimmung Kooperation generieren. Denn selbst ohne Zustimmung könnt Ihr miteinander kooperieren, wenn Ihr aufrichtiges Annehmen der Unterschiede äußert. Wenn Unterschiede zum Thema werden, geht die Kooperation verloren. Wenn um Differenzen gerungen wird und diese zur Herausforderung werden, wird keine Kooperation mehr geäußert.
Wie gesagt ist es keine Sache so ganz schwarz-weiß mit solch absoluten Eltern- oder Kinder-Rollen, wie sie über lange Zeiträume hinweg geäußert wurden, denn Ihr werdet Euch alle mehr Eurer Glaubenssätze, deren Einflüsse, der Akzeptanz und des Erlaubens gewahr, weshalb die Rollen verschwommen sind.
Erlaube Dir, die Kinder vielleicht in einer anderen Rolle anzuheuern. Statt Dich als Autorität zu sehen oder zu projizieren, projiziere Dich auf ähnliche Weise, wie Du das anderen Erwachsenen gegenüber tust. Du siehst sie nicht als Autorität für Dich und auch Dich nicht als Autorität für sie sondern Ihr teilt miteinander. Wenn Du mit einem anderen Erwachsenen nicht übereinstimmst, erkennst Du, dass das eine Abweichung/Unterschied ist, aber Du erlaubst Dir, zu evaluieren und zur Kooperation umzuziehen, selbst wenn Ihr weiterhin nicht übereinstimmt.
Aber in den Rollen von Eltern und Kindern wird es zu einem Machkampf, und jede Rolle wünscht, ihre Macht und Unabhängigkeit zu äußern. Das sind starke Worte mit starken Assoziationen. Jeder inkorporiert auch Glaubenssätze bezüglich seiner Rolle und der Rolle des Anderen. Die Kinder sehen gemäß ihrer Glaubenssätze Dich und Deinen Partner als Autorität, was jedoch eine Herausforderung in ihrer natürlichen Eigenregie-Bewegung präsentiert.
Da sie sich selbst dirigieren, möchtest Du zulassend sein, aber Du möchtest auch keinen Konflikt oder Kampf mit ihnen haben, wenn sie mit Dir nicht übereinstimmen. Der Schlüssel hierbei ist es zu erkennen, dass jeder von Euch Vorlieben hat. Wie Du bereits erkennst, dirigieren sie sich selbst, und Übereinstimmung ist nicht immer erforderlich, denn die Annahme, dass Übereinstimmung für das Generieren von Kooperation und Harmonie erforderlich wären - was sie nicht sind - generiert eine automatische Erwiderung, die Konflikt und Kampf erschafft. Auch ohne Übereinstimmung kannst Du Harmonie und Kooperation äußern und zu anderen, nicht schwarz-weißen Wahlmöglichkeiten/Entscheidungen schreiten, ohne Kompromisse einzugehen.
LAURA: Es gibt eine Philosophie über eine nicht autoritäre (non-coercive) Erziehung, wo viel Zeit damit verbracht wird, gemeinsame Vorlieben zu finden statt Kompromisse einzugehen, und es gibt viele Diskussionen darüber, was diese gemeinsamen Vorlieben sind. Die Vorstellung ist, dass keiner Kompromisse eingeht und jeder bereitwillig das aufgibt, was er dachte, dass er das haben will und mit etwas noch wünschenswerterem aufwartet, mit etwas, was er noch mehr bevorzugt als das, was er ursprünglich dachte, dass er es bevorzugt. Um zu lernen, wie man das tut, sind sehr viel Zeit und Einsatz erforderlich. Ein Teil von mir möchte diesen Weg gehen, und dann gibt es noch einen anderen Teil von mir, der gerne gesellschaftlich akzeptabel sein möchte.
Ich habe das Gefühl, dass man von mir als Elternteil erwartet, viele Rollen zu erfüllen. Beispielweise wählt meine Tochter, zur Schule zu gehen, und mein Sohn wählt das nicht. Das ist okay. Die eine geht zur Schule und der andere nicht. Meine Tochter will nicht jeden Tag zur Schule geht, und manchmal will sie einfach einen Tag freinehmen, was meinerseits durchaus okay ist. Allerdings habe ich den Verdacht, dass die Schulleitung kein Verständnis dafür haben wird, so dass ich Ausreden erfinde, damit sie sich den Tag freinehmen kann, und ….
ELIAS: Ah. Stopp.
LAURA: ... dieser Konflikt fühlt sich für mich nicht behaglich an.
ELIAS: Denn Du bestätigst Dich nicht selbst und offerierst Dir nicht Deine Freiheit. In Verbindung mit den vertrauten Mustern, mit dieser Angst vor dem Werturteil Anderer vertuschst Du. Um Furcht vor Anderen zu vermeiden, erschaffst Du eine Tarnung und generierst für Deine Tochter eine Ausrede. Es ist IHRE Wahl. Du wählst, zu partizipieren und einverstanden zu sein, und es ist nicht nötig, dass Du dies rechtfertigst.
LAURA: Ich rufe also einfach an und sage: “Cyan kommt heute nicht in die Schule?” Ganz ohne weitere Erklärungen abzugeben?
ELIAS: Wenn Du das wählst. Eine Rechtfertigung ist nicht erforderlich.
LAURA: Zane nimmt an einem Hausunterrichtsprogramm teil. Er kann also an diesen wöchentlichen Workshops von 5 oder 6 Stunden sowie an den Exkursionen teilnehmen und Spaß daran haben. Aber einmal monatlich soll ich dort vorbeikommen und sagen: „Das haben wir in Rechnen und dies im Lesen gemacht.“ Ich bin soweit, dass ich ihn nicht wirklich zum Lesen zwingen will, wenn er das nicht tun will. Lesen kann er, und er liest das, was er lesen will. Ich will die Lehrer nicht unbedingt mit einer Bücherliste oder mit von ihm erledigten Arbeitsblättern beeindrucken und ihn zwingen, damit wir etwas Tolles vorzeigen können. Meinerseits ist es okay, wenn er beim Monopoly-Spiel rechnet. Aber da ist wieder diese Angst vor dem Urteil Anderer oder dass ich als Mutter nicht das Richtige tue usw. Ich denke, dass ich noch nicht so weit bin, diesen Glaubenssatz anzunehmen.
ELIAS: Wie gesagt, ziehe nicht um zu dieser schwarz-weiß-Sicht. Gib auf Dich selbst Acht. Gib auch auf Deine Kinder Acht, aber nicht unter Ausschluss Deinerselbst. Es geht nicht darum, Dich in jeder Situation dem zu fügen, was das Kind denkt, dass es das haben will.
LAURA: Vielleich kannst Du das bestätigen. Ich habe mir in dieser Woche zusammengereimt, dass Zane wirklich will, dass ich ihn dazu bringe, es zu tun, obwohl er wegen der Rechenaufgaben quengelt.
ELIAS: Es ist nicht unbedingt das, was Du als “ihn dazu bringen” bezeichnen würdest, aber bisweilen bekommt er so seinen Lohn, und es auch gibt das Motiv, dass er Deine Interaktion und diese externe Inspiration und Erinnerung haben will, damit er das, was ihm als lästige Aufgabe vorkommt, auf spielerische Weise wahrnehmen kann.
LAURA: Er quengelt fast täglich und hält sich den Kopf. Sobald wir da durch sind und er seine Arbeit macht - ich habe mir wirklich viel einfallen lassen, damit er dies tun kann und dies mit seiner Denkweise und seinem Verstehen in Einklang ist - sagt er: „Prüfe das bitte“ und findet es wirklich cool. Ich habe das Gefühl, dass es sich für ihn gut anfühlt, wenn wir das alles durchgezogen haben und er einverstanden ist. Was ich nicht mag, das ist mit seinem ganzen Bangigkeits-Aspekt umgehen zu müssen.
ELIAS: Ich verstehe. Aber erlaube Dir das zu erkennen und zu evaluieren, was Du in dieser Situation und Interaktion erschaffst. Zunächst einmal antizipierst Du diesen Kampf noch vor dem Zustandebringen. Du assoziierst auch, dass Ihr bereits davor uneins seid, und dass es nur einvernehmlich zu schaffen ist.
LAURA: Stimmt. Das glaube ich sehr stark.
ELIAS: Darüber sprachen wir bereits. Du kannst auch ohne Einvernehmen kooperieren.
LAURA: Das kapiere ich nicht, aber ich denke, dass ich es beobachten werde.
ELIAS: Du kannst Dich auch mit anderen Individuen in der Nähe austauschen, die Dir ihre Erfahrungen mit diesem Konzept schildern können. Erinnere Dich, dass Deine Kinder Dir selbst nicht so unähnlich sind. Wie oft hast Du schon gedacht, dass Du irgendeine Manifestation, Richtung oder Äußerung haben willst, und Dein Denken war vielleicht nicht das, was Du tatsächlich aufrichtig haben willst? Die Übersetzung mag nicht akkurat gewesen sein.
Das Erleben Deiner Kinder ist dem ähnlich. Sie sind ebenfalls Individuen. Sie sind Eure Spezies, so wie Du das bist. So wie Du, inkorporieren sie ihre eigenen Glaubenssätze und dieselben Denk-, Auswähl- und Kommunikations-Mechanismen, und sie mögen nicht unbedingt automatisch erkennen, dass ihre Denkprozesse nicht immer akkurat sind.
Erkenne bitte auch, dass Individuen nicht handeln, ohne dass das sich für sie lohnt. Dein Lohn bei dieser Konflikt-Interaktion ist eine Bestätigung Deiner Glaubenssätze: „Ohne Fleiß keinen Preis; Leistung oder Erfolg werden durch etwas Kampf zustande gebracht.“ Du offerierst Dir das Zustandekommen, aber zuvor generierst Du Konflikt oder Kampf.
Du äußerst auch wie Du das Kind wahrnimmst, nämlich dass es nicht mit Dir übereinstimmt, und dass ein erfolgreiches Zustandekommen einvernehmlich und nicht durch Kooperation geschieht, denn Kooperation kann nur über Einvernehmen erlangt werden. Das ist (D)eine Wahrheit, und sie ist nicht wahr.
Sein Lohn ist eine intensive Interaktion mit Dir, sowie dies, dass Deine Aufmerksamkeit und Konzentration vollständig mit ihm beschäftigt sind. Ein weiterer Lohn für ihn ist das Ausüben seiner Macht. Dein Frust ist sein Lohn oder eine Bestätigung seiner Macht, nicht dass dies schlecht wäre, aber seine Macht kann auf eine nützlichere und weniger konfliktreiche Weise geäußert werden.
LAURA: Dazu ist mir eine Idee gekommen. Es gibt in seinem Leben viel mehr Äußerungsfreiheit und weniger Druck als bei den meisten Kindern in unserer Gesellschaft. Deshalb gibt es in seinem Leben wenig Konflikt oder Gründe für einen Konflikt. Vielleicht generiert er bisweilen diesen kleinen Konflikt, einfach um etwas Konflikt zu erleben und seine Macht zu sehen.
ELIAS: Manchmal.
LAURA: Es ist lustig, denn beim Rechnen laufen wir im Kreis. Ich schlug ihm vor, keine Arbeitsblätter zu bearbeiten und einfach das zu machen, was er will, und dann sagte er mir, dass er das auch nicht haben will. Er will, dass ich von ihm verlange, dass er mit den Arbeitsmappen arbeitet, und doch vollziehen wir täglich diese kleinen Tänze. Deshalb dachte ich mir, dass er vielleicht die Arbeitsmappen machen will und bloß denkt, dass er das nicht tun will.
ELIAS: Das ist wiederum Dir und anderen Leuten nicht unähnlich, die Du nicht als Kinder ansiehst. Sie äußern eine natürliche Energie der Eigensteuerung, aber sie äußern auch Glaubenssätze. Der natürliche Vorgang der Eigensteuerung ist für Euch ungewohnt. Für Kinder ist er etwas mehr vertraut, weil sie sich nicht der Rollen-Absolutheit fügen, aber es ist immer noch etwas ungewohnt, denn die Umschaltung/Wandel ist noch nicht vollendet. Deshalb schwankt Ihr bisweilen bei dieser ungewohnten Eigenregie, und auch Du erlebst das.
Die Leute äußern ziemlich intensiv, dass sie diese Freiheit in viele Richtungen hin ausüben wollen. Sie möchten sie in ihren Fokus miteinbeziehen, aber wenn sie anfangen, immer mehr Freiheit zu äußern, sind sie verwirrt. Was sollen sie tun? Wie sollen sie ihre Energie lenken? Welche Handlung sollen sie miteinbeziehen? „Was ist meine Vorliebe? Was will ich haben? Ich habe diese Freiheit, aber ich bin nicht sicher wie ich sie ausüben sollte.“ Kinder wissen, dass sie Freiheit inkorporieren und dass sie sich selbst dirigieren. Aber bisweilen schwanken auch sie in ihrer Freiheit, denn die Struktur ist das, was bekannt ist.
„Wenn ich mir erlaube, mich selbst zu dirigieren, meine eigne Handlung miteinzubeziehen und das zu generieren, was auch immer ich haben will, ist das eine enorme Freiheit. Was will ich haben?“ Die Leute sind unsicher. Und in Eurer Unsicherheit neigt Ihr automatisch zu einer großen Verallgemeinerung: "Ich will Glückseligkeit. Ich möchte meine Freiheit auf jedem Gebiet äußern”. Das Kind äußert in Euren Begriffen: „Ich möchte lernen“, oder in seinen Begriffen: „Ich möchte es hinkriegen. Ich möchte meine Fähigkeiten sowie das, was ich erschaffen kann, erforschen.“ Aber wie?
Ihre Leistungen und ihr Erforschen ihrer Fähigkeiten schätzen sie, aber sie sind sich nicht immer sicher, wie sie manövrieren können. Es geht nicht darum, dass Du sie lenkst sondern mit ihnen zusammen eine Kooperation generierst und mit ihnen teilst und somit auf unterstützende Weise an ihren Fähigkeiten partizipierst.
Wenn Du verwirrt bist, schöpfe aus Deinem Inneren. Erlaube Dir, eine Assoziation mit Dir, mit Deinen Verhaltensweisen, Aktivitäten oder Äußerungen zu generieren, dort wo Du geäußert hast, dass Du etwas nicht haben willst. Du sagst vielleicht: „Ich möchte nichts tun. Ich möchte nichts tun und nur spielen.“ Und wenn Du Dir erlaubst, dies lange genug zu tun, fängst Du an Dich zu langweilen, weil es nicht herausfordernd ist. Inkorporiere deshalb Verspieltheit bei herausfordernden Vorgängen und beim Erkunden, denn deshalb habt Ihr Euch in dieser Dimension manifestiert. (Therefore, you incorporate the playfulness in actions that are challenging, in exploring, for that is the reason that you have manifest in this dimension anyway.)
Erinnere Dich daran, dass Kinder nicht anders sind als Du selbst. Wenn Du im Umgang mit ihnen einen Konflikt oder eine Herausforderung erlebst, erforsche Dich und das, was diesen Konflikt in Dir motiviert, und dann kannst Du das rekonfigurieren und die Szene wenden und ein neues, anderes Szenario erschaffen.
Session #1466
Friday, November 7, 2003 (Private/In Person)