Re: Das Traumland Märchenbuch

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11. Das Einhorn vom gläsernen Berg und die Königin der Nacht

Alexander und Felix sind in einem Zauberwald. Uralte Bäume raunen im Winde, geheimnisvoll. In einem Strauch hat eine Spinne ihr Netz gespannt. Die Tautropfen auf dem feinen Gespinst funkeln in der Sonne, wie Diamanten.

Die Buben legen sich ins Moos und blinzeln zum Himmel empor. Da! Ein leises Schnauben! Mit einem Satz sind sie auf den Beinen. Alexander hält einen dicken Stock in der Hand, um alle Feinde in die Flucht zu schlagen.

Ein weißes Tier scharrt mit seinem goldenen Huf im Moos. Auf der Stirn des Tiers funkelt ein goldenes Horn.

"Ein Einhorn" jubelt Felix.

"Mein Name ist Goldhuf. Seit langer Zeit bin ich keinen Menschenkindern begegnet. Ich freue mich über euren Besuch."

Zärtlich streicheln Alexander und Felix das weiche Fell. Goldhuf schnaubt vergnügt und bittet die Kinder, auf seinen Rücken zu steigen.

Kaum sitzen die Buben auf des Einhorns Rücken, als es sich in die Lüfte erhebt. Alexander und Felix halten sich an der flatternden Mähne fest.

Über Berge, Täler und Seen fliegen sie hinweg. Höher und höher steigt Goldhuf in die Luft empor. Den Kindern wird schwindelig, sie schließen die Augen.

Als Goldhuf zu Boden springt, sind sie in einer anderen Welt. Am milchweißen Firmament leuchtet die Sonne in allen Regenbogenfarben. Rosarotes Gras, fremdartige lila Bäume mit silbernen und goldene Früchten, und dort hinten am Horizont, ein gewaltiges gläsernes Gebirge.

"Dies hier ist das Einhorn-Land", erklärt Goldhuf. "Vor langer, langer Zeit lebten wir bei den Menschen. Jetzt sind wir für euch zu Fabeltieren geworden."

Neugierig näheren sich zwei Einhorn-Kinder. Ihr zartes Fell schimmert wie Perlmutt. Die Einhorn-Kinder tollen mit Alexander und Felix über die Wiese und naschen am rosaroten Gras. Von den Zweigen der lila Bäume pflücken die Buben saftige silberne und goldene Früchte. So etwas Gutes haben sie noch nie zuvor gegessen!

Jetzt hören die Kinder Goldhufs sanftes Schnauben. Das Einhorn lässt sich im Gras nieder, und die Buben steigen auf seinen Rücken.

"Müssen wir schon zurück?" mault Alexander.

"Keine Angst, wir reisen zum Gläsernen Berg."

Goldhuf erhebt sich in die Luft und fliegt mit den Kindern ins Gebirge. Am Fuße des Gläsernen Berges liegt eine große Höhle. Eine verborgene Lichtquelle erhellt die Grotte.

Einhundert Einhörner begrüßen Alexander und Felix mit freudigem Wiehern. Sie scharren mit dem Huf auf dem gläsernen Boden, dass die Funken nur so fliegen. Ein besonders würdevolles Einhorn erhebt die Stimme:

"Wir sind zusammengekommen, um diese Menschenkinder an einem besonderen Erlebnis teilhaben zu lassen. Eine Brücke wollen wir bauen, über die Alexander und Felix zur Königin der Nacht reisen."

Die Einhörner versinken in tiefer Meditation. Kein Laut ist zu hören, nicht einmal ein leises Schnauben.

An der Decke der gläsernen Höhle erscheint ein Lichtstrahl, wird größer und heller. Eine Brücke aus Licht entsteht. Goldhuf nickt Alexander und Felix aufmunternd zu. Die Buben betreten die Lichtbrücke und schließen die Augen.

Als sie die Augen öffnen, steht eine wunderschöne Frau vor ihnen.

"Man nennt mich die Königin der Nacht. Seid herzlich willkommen. - Sicher wird es euch nicht gelingen, alles, was ihr hier erlebt, im Gedächtnis zu behalten. Ich will versuchen, euer Erinnerungsvermögen zu verbessern."

Mit ihrer leuchtenden Fingerkuppe malt die Königin der Nacht den Buben einen Kreis auf die Stirn, genau über der Nasenwurzel.

Alexander und Felix steigen in einen silbernen Wagen, der von feurigen Luftrössern gezogen wird. Die Königin der Nacht segnet die Erde, über die sie hinweg fliegen. Und zugleich ist alles in schimmerndes Abendrot getaucht.

Sie breitet ihren weiten blauen Mantel aus. Es wird Nacht auf der Erde, und Menschen und Tiere sinken in den Schlaf. Auch die beiden Buben schlafen ein.

Gleißender Sonnenschein weckt Alexander und Felix. Die Königin der Nacht hat eine goldenes Gewand an, und auf dem Kopf trägt sie eine funkelnde Strahlenkrone.

"Wer bist du jetzt?" fragt Alexander.

"Ich bin die Sonnenkönigin."

Die Luftrösser stampfen mit den Hufen, und los geht die schnelle Fahrt über das Firmament. Die Sonnenkönigin segnet die Erde, und diese wird in Morgenröte getaucht. Sie breitet ihren goldenen Mantel aus, und es wird Tag. Menschen und Tiere erwachen.

"Wer bist du wirklich", flüstert Alexander.

Sie streichelt den Kindern übers Haar und antwortet: "Ich bin die Mutter von allem."

Mit ihrer leuchtenden Fingerkuppe malt sie den Buben einen Kreis auf die Stirn. Dann ruft sie das fliegende Pferd Pegasus. Pegasus breitet die Flügel aus und fliegt mit den Buben davon.

Re: Das Traumland Märchenbuch

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12. Bei den Geistern der Luft

Pegasus setzt die Buben im Reich der Geister der Luft ab und verschwindet in den Wolken.

Die Luft schimmert und schillert und ist von anderer Beschaffenheit als in Wirklichkeit. Es ist fast so, als ob man darauf laufen könnte. Das müssen sie gleich mal ausprobieren. Hand in Hand erkunden die Kinder die fremde Umgebung.

Ein riesiger Kopf ohne Körper schwebt auf die Kinder zu und schneidet fürchterliche Grimassen. Farblos und durchsichtig, hebt der Kopf sich kaum von der flimmernden Luft ab.

"Sei gegrüßt!" ruft Felix.

Der Geisterkopf lacht vergnügt und verschwindet.

Finstere Gesellen nahen, das Fratzengesicht unter den Arm geklemmt.

"Das ist aber eine komische Gegend", meint Felix.

Alexander sagt: "Seid gegrüßt", und die Luftgeister ziehen vorüber, ohne den Buben ein Leid anzutun.

Aus einer schimmernden Wolke tritt die Regen-Fee hervor, durchsichtig wie ein Regentropfen, und wunderschön ist sie auch. Die Regenfrau lacht die Kinder an.

"Ich habe zu lange geschlafen. Das Rufen der Menschen in den südlichen Regionen der Erde, die im Schlaf nach Wasser flehen, hat mich aufgeweckt. Jetzt muss ich mich aber sputen."

Die Regen-Fee klatscht in die Hände, und dicke graue Wolken kommen geflogen. Mit dem Zeigefinger pikst die Regen-Fee in die Wolken, und Regen strömt auf die Erde hernieder. Aus der Ferne vernehmen die Kinder die Gedanken der Menschen: "Wie schön! Es regnet! Das Land wird wieder fruchtbar werden."

Eine dunkle Gestalt stürmt auf die Regen-Fee zu und nimmt sie stürmisch in die Arme.

"Mein lieber Mann, ich habe allzu lange geschlafen", seufzt die Regen-Fee.

"Ich habe dich vermisst", grollt Herr Wolkenbruch. "Während du geschlafen hast, habe ich deine Aufgaben übernommen."

"Lieber Wolkenbruch, wie ich dich kenne, hast du besonders gründlich gearbeitet!"

"Na klar! Im Norden steht das Land unter Wasser. Die Menschen müssen die Straßen im Boot überqueren. Ich habe eine prächtige Überschwemmung angerichtet."

Alexander und Felix lachen. Gutmütig brummend stimmt Herr Wolkenbruch in das Gelächter mit ein.

Hinter den Wolken ist ein lautes Wiehern zu hören. Pegasus naht im Galopp. Die Kinder klettern auf seinen Rücken. Das geflügelte Pferd fliegt mit den Buben zur Erde hinunter und setzt sie auf einer Wiese ab.

Re: Das Traumland Märchenbuch

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13. Georg, der Drachentöter

Alexander und Felix kommen zum Fuße eines hohen Felsens. Was ist das? Wer rasselt da mit dem Säbel?

An der Drachenquelle steht der Königssohn Georg. Mit zitternden Beinen nähert er sich dem gewaltigen Drachen, der eine Feuerlohe in die Luft speit.

"Ich bin Georg, der Drachentöter", sagt der Königssohn.

"Angenehm, und ich bin der Drache Feuerspeier."

"Ich werde die Welt von allen bösen Drachen befreien."

"Erstaunlich! Gibt es denn böse Drachen?"

Mutig haut der Prinz mit dem Schwert auf den Lindwurm ein. Aus der Wunde strömt hellgrünes Drachenblut.

"Du Blödmann, hör auf, das tut weh", brüllt der Drache.

"Ich werde dich töten, weil du vor fünfhundert Jahren meine Ahne, die schöne junge Königstochter Kunigunde, gefressen hast."

"Kunigunde lebt in meiner Höhle und langweilt sich zu Tode."

Alexander und Felix wagen sich aus ihrem Versteck. Sie folgen Georg und dem Lindwurm zur Höhle.

Kunigunde sitzt am Eingang, kämmt ihr langes goldenes Haar und gähnt herzhaft. Als die Prinzessin den tapferen Königssohn erblickt, leuchten ihre Augen vor Freude.

"Höchste Zeit, dass ich gerettet werde!"

Georg verbeugt sich höflich, wie es sich für einen wohlerzogenen Königssohn gehört.

Und Feuerspeier erzählt seine Geschichte:

"Ich hause hier seit mehr als hunderttausend Jahren. Die ersten Menschen, die vorbeikamen, waren Jäger und Sammler. Wenn ich nachts voller Lebensfreude eine Feuerlohe zum Himmel spie, hielten sie mich für einen Gott. Es ist mir nie gelungen, ihnen diesen Blödsinn auszureden.

Dann kamen die Hirtenvölker. Jedes Jahr opferten sie mir ein Lamm aus ihrer Herde. Diese Verschwendung konnte ich ihnen nicht abgewöhnen. Die Hirten wahrten jedoch stets einen respektvollen Abstand zu mir.

Später kam das Volk der Ackerbauern. Auch sie hielten mich für einen Gott und opferten mir von den Früchten ihrer Felder.

Als die Bewohner der Städte kamen, war es mit meiner Ruhe vorbei. Die Städter bildeten sich ein, ich sei ein Menschenfresser-Drache. Immer, wenn ich mich vergaß und eine Feuerlohe zum Himmel spie, wurden sie lästig. Nur durch die Opferung der schönen jungen Königstochter Kunigunde glaubten sie, mich besänftigen zu können. Die Stadtbewohner brachten das arme Ding zu meiner Höhle. Dann rannten sie weg, so schnell sie nur konnten.

Kunigunde hatte große Angst und weinte bitterlich. Ich nähere mich ihr auf Samtpfötchen, aber Kunigunde fiel in Ohnmacht. Als die Prinzessin aus der Ohnmacht erwachte, fiel sie vor mir auf die Knie und flehte: Oh großer Feuerspeier, verschone mein blühendes junges Leben. Diesen Unsinn konnte ich ihr zum Glück ausreden.

Seit über fünfhundert Jahren lebt Kunigunde in meiner Höhle und sehnt sie sich nach dem Prinzen, der sie erlösen wird, wie ihr geweissagt wurde."

Der Königssohn nennt sich von nun an Georg, der Drachenfreund. Er setzt die schöne Kunigunde auf sein weißes Ross und reitet mit ihr in sein Reich. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Re: Das Traumland Märchenbuch

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14. Der Zauberer Abrakadabra, das Sternenkind Simsalabim und die Traumschule

Alexander möchte endlich einen richtigen Zauberer kennenlernen. Kaum gedacht, da stehen die Buben vor einem prächtigen Schloss. Das Tor geht auf. Zögernd treten die Kinder ein. Lautlos streicht ein Uhu über ihre Köpfe hinweg.

Eine würdevolle Gestalt kommt den Buben entgegen. Sterne funkeln auf dem langen weißen Gewand des Zauberers Abrakadabra. Der Magier legt seinen Zauberstab zur Seite und begrüßt die Besucher. Alexander erklärt, dass sie das Zaubern erlernen möchten. Darüber freut sich Abrakadabra sehr.

"Haltet ihr mich für einen guten oder für einen bösen Zauberer?" fragt Abrakadabra.

Wir halten dich für einen guten Magier, will Alexander antworten. Da kommen ihm heftige Zweifel. Vielleicht ist das doch ein böser Zauberer?

Plötzlich trägt Abrakadabra ein dunkles Gewand. Auch der lange Bart ist nicht mehr weiß sondern kohlschwarz. Die Augen des Magiers drehen sich wie Feuerräder und aus den Fingerspitzen züngeln Flammen.

Abrakadabra richtet den Zeigefinger auf Felix und sagt: "Ich verwandle dich in ein Eichhörnchen!"

Felix, das Eichhörnchen, springt aus dem Fenster, klettert am nächsten Baumstamm empor und verschwindet im grünen Geäst.

Alexander wird von großer Wut gepackt. Er erhebt seine Hände, richtet die Handflächen gegen Abrakadabra, sammelt seine Kräfte und sagt (weil ihm nichts Besseres einfällt):

"Ich verwandle dich zu Stein."

Abrakadabra erstarrt in seiner kämpferischen Pose und verwandelt sich in eine Steinfigur. Alexander ist verblüfft, sehr sogar. Das hätte er nicht für möglich gehalten! Hinter der Statue hüpft der Schatten des Magiers auf und ab und richtet wütend die Fingerspitzen gegen Alexander. Aber der Schatten kann dem Buben nichts anhaben.

Alexander ruft verzweifelt nach Felix. Das Eichhörnchen kommt zum Fenster herein und springt seinem Bruder auf die Schulter. Alexander schluchzt. Er weiß nicht, was er tun soll. Kasperl ist und bleibt verschwunden, gerade jetzt, wo er dringend seinen Rat benötigt.

Ein Junge betritt den Saal. Auf dem Kopf hat er einen lila Turban. Es ist Simsalabim, der Sohn des Magiers. Als er den schluchzenden Alexander, das Eichhörnchen und den zu Stein erstarrten Abrakadabra erblickt, sagt er:

"Ach du liebe Zeit! Was habt ihr denn angestellt? Ich glaube, am besten verwandle ich erst mal deinen Bruder in einen Menschen."

"Nein, nein, ich will nicht. Ich will ein Eichhörnchen bleiben", schreit Felix und springt mit einem Satz aus dem Fenster. Alexander und Simsalabim rennen hinter dem Eichhörnchen her.

Da kommt ein Adler geflogen und stürzt sich gierig auf das Eichhörnchen, das entsetzt um Hilfe schreit. Beim Kampf mit dem Adler bekommen Simsalabim und Alexander ein paar tiefe Kratzer ab. Auch das rotbraune Fell des Eichhörnchens sieht zerfleddert aus. Doch mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, den Adler in die Flucht zu schlagen.

"Ich will wieder Felix sein“, ruft das Eichhörnchen."

Simsalabim meint lachend: "Na, dann war der Angriff des Adlers ja zu etwas gut."

Simsalabim hält eine blaue Kugel in der Hand, die sanft zu leuchten beginnt. Er bittet Alexander und das Eichhörnchen, sich ein geistiges Bild von Felix als Mensch zu machen. Ihre ganze Aufmerksamkeit lenken sie auf dieses innere Bild und schicken es in die magische Kugel. Das Licht in der Kugel wird stärker und heller. Ein blauer Strahl bricht aus der Kugel hervor und hüllt das Eichhörnchen ein.

Felix läuft auf seinen Bruder zu und umarmt und drückt ihn. Vor Freude und Erleichterung weinen und lachen die Buben zugleich.

"Jetzt werden wir meinen Vater zurückverwandeln", erklärt Simsalabim.

"Wird er böse auf uns sein?" fragt Alexander.

"Sein Schatten sieht freundlich aus. Er winkt euch zu."

Im Schneidersitz hocken die Kinder vor Abrakadabra auf dem Boden. Simsalabim besprengt die Steinfigur seines Vaters mit dem Wasser des Lebens.

Simsalabim, Alexander und Felix lassen kosmische Energie in sich einströmen. Über ihre Augen fließt die Energie zu der Steinfigur. Sie stellen sich vor, dass der Magier in einen Mantel der Liebe gehüllt wird. Ein bisschen anstrengend ist diese Übung schon.

Nach einer Weile schlüpft der Schatten in die Steinfigur zurück, die sich langsam zu bewegen beginnt. Geschafft! Abrakadabra ist wieder lebendig, und ziemlich verlegen ist er auch.

Simsalabim schlägt vor, das schreckliche Erlebnis nochmals durchzuspielen, um auf diese Weise die Vergangenheit zu ändern. Abrakadabra ist begeistert, Alexander und Felix nicht. Sie fürchten sich ein bisschen.

Jetzt sind sie in der Vergangenheit.

"Haltet ihr mich für einen guten oder für einen bösen Zauberer", fragt Abrakadabra.

"Du bist ein guter Magier", antwortet Alexander.

Da fällt ihm ein, dass Abrakadabra seinen Bruder in ein Eichhörnchen verwandelt hat. Und er ist doch ein böser Zauberer!

Auf diesen Gedanken hin drehen sich die Augen des Magiers wie Feuerräder. Aus seinen Fingerspitzen züngeln Flammen. Alexander packt die Wut. Auch seine Hände, eine Feuerlohe.

Abrakadabra und Alexander vergessen, dass es nur ein Spiel sein sollte. Sie kämpfen einen wilden Kampf. Aber die Kräfte des Jungen lassen nach. Er spürt, dass er dem Zauberer nicht gewachsen ist.

Abrakadabra richtet den Zeigefinger auf Alexander und schreit:

"Ich verwandle dich ...!"

Da geschieht etwas Eigenartiges. Der Schrecken hat das Ich-Bewusstsein des Jungen ausgeschaltet. Ein anderer, weiserer Teil von Alexander befiehlt dem Zauberer laut und entschieden: "Frieden."

Und Abrakadabra trägt wieder sein weißes Gewand. Um die Augen herum hat er lustige Lachfältchen.

"Das hast du gut gemacht! Du wirst ein mächtiger Zauberer werden. Es tut mir leid, dass ich mich beinahe wieder vergessen hätte", sagt Abrakadabra.

"In was wolltest du mich denn verwandeln", fragt Alexander.

Verlegen antwortet der Magier: "In einen Felsbrocken."

"Hast du schon Menschen in Steine verwandelt?"

"Ja, das habe ich getan", gesteht Abrakadabra.

"Hast du sie wieder zurückverwandelt?"

Abrakadabra bleibt die Antwort schuldig.

"Du hast mir noch nie unseren Schlosskeller gezeigt. Sind die Steinfiguren dort zu finden?" fragt Simsalabim.

Abrakadabra nickt.

"Dann wollen wir versuchen, das Problem gemeinsam zu lösen."

Sie eilen in den Keller. In dem finsteren Gewölbe stehen viele steinerne Gestalten, Märchenwesen. Ihre Schatten hüpfen zaghaft auf und ab.

Abrakadabra, Simsalabim und die Buben lassen kosmische Energie in sich einströmen. Über ihre Augen lassen sie diese Energie zu den Steinen fließen. Das ist anstrengend. Aber ihre Mühe ist von Erfolg gekrönt.

Nach einer Weile schlüpfen die Schatten in die Steine hinein, und die Statuen bewegen sich, langsam erst, und dann schneller und schneller. Die erlösten Märchenwesen sind überglücklich.

Abrakadabra erzählt seine Geschichte:

"Vor langer Zeit war ich ein Zauberer mit finsteren Gedanken im Herzen. Weil ich mich für böse hielt, war ich böse. Aus Hass auf mich selbst habe ich schlimme Taten begangen.

Eines Nachts saß ich vor meinem Palast und blickte zum Himmel empor. Da kam eine Sternschnuppe geflogen, landete zu meinen Füßen und verwandelte sich in einen Jungen. Er schaute mir in die Augen und sagte:

Ich bin das Sternenkind Simsalabim und möchte dein Sohn sein.

Mein Herz wurde von Liebe zu diesem Kind erfüllt. Langsam fing ich an, mich zu verändern."

Nun will Felix in einen Zauberer-Wettstreit mit Abrakadabra treten. Beide blicken sich fest in die Augen.

"Ich verwandle dich in eine weiße Maus", sagt Felix, und Abrakadabra ist verschwunden. An seiner Stelle sitzt eine weiße Maus auf dem Boden und macht Männchen. Und dann verwandelt Felix die Maus wieder in Abrakadabra.

Abrakadabra spricht: "Ich verwandle dich in einen schwarzen Kater."

Felix spürt, wie er ein weiches Fell bekommt. Der Kater macht einen Buckel und faucht Abrakadabra an.

Nun ist Felix mit dem Zaubern an der Reihe. Er verwandelt den Magier in eine Ameise, und alle müssen höllisch aufpassen, dass sie nicht auf Abrakadabra treten. Die Kinder bleiben stocksteif auf der Stelle stehen, und keiner wagt es, sich zu rühren. Dann verwandelt Felix das Insekt wieder in den Zauberer.

Zum Schluss des Wettstreits wird der Junge in einen Löwen verwandelt. Nie zuvor hat Felix sich so groß und stark gefühlt. Felix, der König der Wüste, stößt ein lautes Gebrüll aus, schüttelt die Mähne, peitscht die Luft mit dem Schweif und setzt zum Sprung an. Bevor alle die Beine unter die Arme nehmen und die Flucht ergreifen, verwandelt Abrakadabra den Löwen in einen Jungen.

Abrakadabra klopft Felix auf die Schulter. "Du bist ein tüchtiger Zauberer. Wie hast du dich als König der Wüste gefühlt?"

"Sehr stark und sehr hungrig. Ich fand dich zum Fressen nett."

"Das habe ich mir gedacht!"

"Wollt ihr euch mal die Traumschule ansehen?" fragt Simsalabim die Kinder.

Große Lust dazu haben die Buben nicht, aber sie wollen nicht unhöflich sein. Sie folgen Simsalabim in den Garten.

In der Gestalt eines zehnjährigen Jungen unterweist Simsalabim die kleine Roswitha. Das Mädchen ist traurig, weil es in der wirklichen Schule eine Klasse zurückgestuft wurde. Alexander und Felix lauschen dem Traumunterricht.

"Kein Kind ist zu dumm, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Es ist viel schwieriger, Laufen und Sprechen zu lernen. Wenn du im Unterricht aufgepasst hast und trotzdem etwas nicht verstehst, bitte deine Lehrerin, es dir noch einmal zu erklären.

Aber der wichtigste Trick ist dieser: du kannst zaubern. Du musst dir ein anderes inneres Bild von dir schaffen.

Stelle dir vor, dass dir das Lernen leicht fällt. Träume, dass du im Rechnen und im Aufsatz eine Eins bekommst.

Schaffe dir ein Bild von dir, wie du ein spannendes Buch liest. Genauso hast du als Kind Laufen gelernt. Du hast ein inneres Bild von dir auf den Weg geschickt. Das Bild hat deine ersten Schritte ausgeführt, und du bist dem Bild körperlich gefolgt."

Simsalabim verändert sein Aussehen, um dem Traumschüler Bernd zu helfen. Bernd ist neun Jahre alt. In der Schule hält man ihn für einen schlimmen Rabauken. Bernds Lieblingsfeind ist Thomas. Thomas lässt sich stets neue Gemeinheiten einfallen, um Bernd auf sich aufmerksam zu machen. Leider weiß Bernd nicht, dass Thomas gerne sein Freund sein möchte.

Bernd bewundert ein neues Heft. Mit Tinte hat er seinen Namen auf das Heft geschrieben. Simsalabim hat die Gestalt von Thomas angenommen. Igitt! Simsalabim/Thomas spuckt auf das Namensschild und rührt in der Spucke herum. Die Tinte verläuft, und auf dem schönen Heft ist ein ekliger Fleck.

Wütend springt Bernd auf. So eine Frechheit! Das lasse ich mir nicht bieten! Dem werde ich es zeigen! Na warte nur! Da fällt ihm sein Traumschulen-Vorsatz ein: 'Ich räume niemanden die Macht ein, mich zu ärgern.' Bernd rahmt den Spuckefleck mit einem gelben Markierstift ein und schreibt: 'Das ist die Spucke von Thomas.'

Thomas grinst von einem Ohr zum anderen, klopft Bernd auf die Schulter und verwandelt sich in Simsalabim.

Re: Das Traumland Märchenbuch

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15. Neues von Gespenster-Gespenst

Felix und Alexander besuchen das Sternenkind Simsalabim in der Traumschule. Der kleine Zauberer bringt Paradiesvogelfedern, um ein besonders schönes Spiel zu spielen. Alexander sucht sich eine blaue Feder aus. Die Feder von Felix ist grün. Für Simsalabim bleibt die rote Feder übrig.

Simsalabim schnippt mit dem Finger, und das Spiel beginnt: Die Kinder werden unsichtbar. Wer an der Schulter berührt wird, wird sichtbar und scheidet aus.

Eine rote, eine blaue und eine grüne Feder schweben durchs Zimmer.

Alexander denkt: Das Spiel ist zu schwierig. Ich kann nicht gewinnen. Felix denkt: Ein tolles Spiel! Ich werde gewinnen.

Alexander beobachtet die rote Feder von Simsalabim und merkt nicht, dass sein Bruder ihn verfolgt. Da! Felix hat die blaue Feder von Alexander erreicht. Felix spring hoch und berührt seinen Bruder an der Schulter. So ein Glück für Felix! So ein Pech für Alexander! Alexander wird sichtbar und scheidet aus dem Spiel aus.

Die rote Feder verschwindet hinter dem Vorhang. Aha! Simsalabim will sich verstecken. Na warte nur! Felix flitzt zum Fenster und berührt Simsalabim an der Schulter. Hurra! Felix hat gewonnen.

"Ich weiß, warum ich verloren habe“, sagt Alexander.

"Willst du es mir verraten?" fragt Simsalabim.

"Ich war sicher, dass ich nicht gewinnen kann."

Alexander ist enttäuscht, aber da fällt ihm das Abenteuer in der Geisterburg wieder ein. Ja! Das habe ich gut gemacht! Ich habe den Apfel nach Gespenster-Gespenst geschmissen, und dann sind wir Freunde geworden.

In der Mauer von Abrakadabras Zauberschloss tut sich ein Spalt auf. Ein Wirbelwind erfasst die Buben und reißt sie mit sich fort. Alexander und Felix fliegen durch die Nacht. Sie kommen zu einem finsteren Sumpfgelände.

Barfuß irrt die kleine Martina durchs Moor. Ihr weißes Nachthemd ist zerknittert, die Locken vom Schlaf zerzaust. Der immer wiederkehrende Angsttraum beginnt: Martina hört die Musik des unsichtbaren Leierkastenmanns. Oh weh! Das grausliche Gespenst, vor dem sie sich so fürchtet, wird gleich erscheinen.

Gespenster-Gespenst lümmelt sich in der Geisterburg und bohrt gelangweilt in der Nase. Was ist denn das? Erfreut fängt Gespenster-Gespenst Martinas furchtsame Gedanken auf. Endlich gibt es etwas zu tun!

Das kleine Gespenst eilt zum Moor. Als Rauchwölkchen steigen Martinas Ängste aus ihrem Kopf empor und verwandeln sich in Irrlichter.

Gierig frisst Gespenster-Gespenst die Irrlichter auf und wächst und wächst. Die Spukgestalt ragt bis zum Himmel empor. Aus Mund und Augen züngeln Flammen. Die Knochen klappern schauerlich.

Gespenster Gespenst wirbelt im Kreis herum. Im ganzen Traumland gibt es kein schrecklicheres Gespenst!

"Geh weg, geh weg", schreit Martina, aber von ihren Lippen kommt kein Ton. Wimmernd sinkt die Kleine zu Boden, hält sich die Augen zu.

"Gespenster-Gespenst, schämst du dich denn gar nicht?" ruft Alexander.

"Schämen? Warum denn? Das habe ich fabelhaft gemacht! Weit und breit bin ich das furchtbarste Gespenst, das furchtbarste Gespenst, das furchtbarste Gespenst ..."

"Martina hat Angst vor dir."

"Na und? Sie ist selbst schuld. Warum fürchtet sie sich vor mir?"

Martina kauert mit angezogenen Beinen im Gras. Felix wühlt in der Hosentasche, findet ein klebriges Bonbon und gibt es Martina. Die Kleine steckt es in den Mund. Ihre Angst lässt nach, und Gespenster-Gespenst wird kleiner und kleiner.

"Ihr seid aber mutig! Fürchtet ihr euch nicht vor Gespenstern?" fragt Martina.

"Und ob! Bei unserer ersten Begegnung mit Gespenster-Gespenst haben wir vor Angst gezittert. Inzwischen sind wir Freunde geworden."

Die Buben erzählen Martina von ihren Traumland-Abenteuern. Während sie noch von dem Zauberwettstreit mit Abrakadabra sprechen, sind sie schon in der Traumschule angelangt.

Der kleine Zauberer Simsalabim heißt Martina willkommen. Er schenkt ihr ein silbernes Glöckchen, das sie mit einem Kettchen am Handgelenk befestigt.

Simsalabim zaubert drei leckere Eisbecher herbei. Hm, das schmeckt!

"Und ich", mault Gespenster-Gespenst.

"Gespenster essen kein Eis", antwortet Martina.

"Das habe ich davon. Kaum ist deine Angst verflogen, da wirst du frech."

Simsalabim schlägt vor, das schlimme Traumerlebnis nochmals durchzuspielen. Gespenster-Gespenst ist begeistert. Martina findet den Vorschlag nicht besonders gut.

Das Sternenkind Simsalabim erklärt die Spielregeln. Sie sind leicht zu verstehen: Gedanken und Gefühle verwirklichen sich im Traumland sofort. Martina will nun doch das Angsttraumspiel spielen.

Es ist Nacht. Martina läuft barfuß durchs Moor. Ein Käuzchen stößt seinen klagenden Ruf aus. Die traurige Musik des unsichtbaren Leierkastenmanns erklingt. Es raschelt im Gebüsch. Martina zittert vor Angst.

Oh weh! Das grausliche Gespenst wird gleich erscheinen! Auf diesen Gedanken hin eilt Gespenster-Gespenst herbei.

Martinas Ängste steigen als Rauchwölkchen in die Luft empor und verwandeln sich in Irrlichter. Gierig frisst die Spukgestalt die Irrlichter auf. Das Gespenst wächst und wächst, ragt bis zum Himmel empor.

Das silberne Glöckchen klingelt leise und Martina erinnert sich, dass ihre Ängste das Gespenst wachsen lassen.

"Bist du es, Gespenster-Gespenst? Mach doch bitte ein freundlicheres Gesicht!"

Die Mundwinkel des Gespenstes zucken lustig. Martina muss lachen, erst zögernd und leise und dann aus vollem Halse. Die Spukgestalt schrumpft und schrumpft. Jetzt ist sie genau so groß wie das Mädchen.

Das Angsttraumspiel macht sogar Spaß. Aber im Moor ist es so dunkel. Ich will, dass die Sonne scheint! denkt Martina, und ihr Wunsch wird wahr.

"Du bist gemein“, kreischt Gespenster-Gespenst. "Ich vertrage keinen Sonnenschein."

"Tut mir leid. Das habe ich nicht gewusst."

Die Sonne lacht vom Himmel und Gespenster-Gespenst hat sich in einen Jungen verwandelt. Haut und Haare sind silberfarben, und seine Pupillen und Augäpfel sind so blau wie das Gefieder des Eisvogels.

"Ich schäme mich", sagt der silberfarbene Junge. "Alle Gespenster werden mich auslachen. Selbst die kleinsten Kinder werden sich nicht vor mir fürchten. Am liebsten würde ich im Boden versinken."

Im Boden tut sich ein Spalt auf, und Gespenster-Gespenst verschwindet. "Hilfe, Hilfe", schreit es aus dem finsteren Loch. Simsalabim reicht ihm die Hand und zieht den silberfarbenen Jungen aus der Grube heraus.

"Als Traumlandbewohner hätte ich das wissen müssen", meint Gespenster-Gespenst. "Ach, ich bin völlig durcheinander."

Simsalabim legt den Arm um Gespenster-Gespenst und führt ihn zu dem kristallklaren Bach. Der silberfarbene Junge spiegelt sich im Wasser.

Zögernd bewegt der Junge Arme und Beine. Er lacht sein Spiegelbild an, dreht sich im Kreis, erst langsam, dann schneller und schneller. Diese neue silberne Gestalt gefällt ihm, sehr sogar.

"Ich mag mich, ich mag mich. Von nun an heiße ich Silberjunge."

Re: Das Traumland Märchenbuch

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16. Der Gespenstergroßmeister Vampir-Vampirius

Der Himmel verdunkelt sich, und es wetterleuchtet. Ein scheußlicher Dämonenkopf wabert über das Firmament. Dampfwolken brodeln aus dem riesigen Maul, Blitze züngeln zur Erde hernieder und setzen die Bäume in Brand.

"Oh weh, der Gespenstergroßmeister Vampir-Vampirius!" ruft Silberjunge.

"Simsalabim! Was hast du meinem besten Gespensterschüler angetan? Du hast gegen das wichtigste Gesetz des Traumlandes verstoßen. Diese Tat muss bestraft werden!"

"Das einzige mir bekannte Gesetz im Traumland lautet: alle Gedanken und Gefühle verwirklichen sich sofort. Von welchem Gesetz sprichst du denn?"

"Du sollst dich nicht in die Rechte des Gespenstergroßmeisters einmischen! Dieses Gesetz habe ich soeben erlassen."

Das Entsetzen der Traumschüler greift auf Simsalabim über, und die Angst mindert seine Kräfte. Vergeblich bemüht sich das Sternenkind, Angst und Furcht loszulassen.

Inzwischen hat der alte Zauberer Abrakadabra einen Mittagsschlaf gehalten. Obwohl er weiß, dass Simsalabim das nicht gerne sieht, holt er eine Flasche Zaubertrunk aus dem Keller. Er klemmt die Flasche unter den Arm, geht in den Garten.

Abrakadabra erblickt den fauchenden Dämonenkopf, der den ganzen Himmel ausfüllt. Wie schön, dass sein alter Freund Vampir-Vampirius ihn überraschend besucht!

"Hallo Großmeister! Wie ich sehe, hast du der ganzen Traumschule einen großen Schrecken eingejagt!"

Abrakadabras Worte schmeicheln Vampir-Vampirius, und seine Laune bessert sich sofort.

"Haben sich wirklich alle vor mir gefürchtet? Hm! Ich bin doch noch gut in Form!"

Der Blick des Gespenstergroßmeisters fällt auf Silberjunge, der vor ihm im Staube kniet, und - dem Donner gleich - grollt die Stimme von Vampir-Vampirius über den Himmel:

"Simsalabim hat meinen besten Gespensterschüler in 'Silberjunge' verwandelt. Meine Rache wird fürchterlich sein."

"Alter Freund! Mache dich ein bisschen kleiner und komm auf ein Glas Zaubertrunk zu uns in den Garten", sagt Abrakadabra. "Wir werden das Problem in Ruhe besprechen."

Vampir-Vampirius stößt eine Dampfwolke aus, Blitze zucken zur Erde hernieder, aber einem Schluck Zaubertrunk kann er nicht widerstehen. Der Gespenstergroßmeister schrumpft auf Menschengröße zusammen.

Martina zupft Simsalabim am Ärmel: "Du brauchst keine Angst zu haben. Denke daran: alle Gedanken und Gefühle verwirklichen sich im Traumland sofort."

Simsalabim freut sich. Martina hat in der Traumschule aufgepasst. Wenn das kleine Mädchen sich nicht mehr fürchtet, muss es ihm auch gelingen, seine Angst loszulassen.

Das Sternenkind Simsalabim verbeugt sich vor Vampir-Vampirius: "Gespenster-Gespenst hat seine wahre Gestalt angenommen. Von nun an nennt er sich Silberjunge. In dieser Gestalt kann er große Taten vollbringen."

"Es wird immer schwieriger, tüchtige Gespensterschüler zu finden", empört sich Vampir-Vampirius. "Mit der Traumschule machst du uns Dämonen das Leben schwer. Was sollen wir machen, wenn alle Kinder die Angst vor Gespenstern verlernen?"

Simsalabim hat Verständnis für die Sorgen des Großmeisters.

Auch Abrakadabra versteht die Nöte seines alten Freundes. Sinnend blickt er in sein Glas Zaubertrunk und sagt:

"Schwere Zeiten sind für böse Zauberer und Dämonen angebrochen. Sie kommen langsam aus der Mode."

"Ich werde mich daran gewöhnen müssen", grollt Vampir-Vampirius. Dann hat er einen vergnüglichen Gedanken.

"Du und ich, wir könnten einen Ausflug ins Reich der Dämonen machen und unsere Kräfte im Kampfe messen, wie in den guten alten Tagen."

Abrakadabras Augen blitzen. "Du hast immer die besten Einfälle!"

Vampir-Vampirius und Abrakadabra klopfen sich gegenseitig auf die Schultern und verschwinden in den Wolken.

Silberjunge ist erleichtert. Das ist noch einmal gutgegangen! Wie sehr hat er sich vor dem Gespenstergroßmeister gefürchtet! Nun kann er die Menschen verstehen, denen er im Traum Furcht und Schrecken eingejagt hat.

"Ich schäme mich, weil ich mich vor Vampir-Vampirius in den Staub geworfen habe", sagt Silberjunge. "Die Angst ist wie eine Sturmflut über mich hereingebrochen."

"Versinke nicht gleich wieder vor Scham im Boden", sagt Alexander. "Vor dem Gespenstergroßmeister haben wir uns alle gefürchtet. Für dich war es am schlimmsten. Angst ist für dich eine neue Erfahrung."

"Du hast dich auch vor Vampir-Vampirius gefürchtet", sagt Felix zu Simsalabim.

"Auch ich mache Fehler! Aber Martina hat mir geholfen, die Angst loszulassen. So ist das in der Traumschule. Ich lerne von euch, und ihr lernt von mir."

Zerknirscht meint Silberjunge: "Und ich war das Gruselgespenst, das Martina einen solchen Schrecken eingejagt hat."

Simsalabim legt tröstend den Arm um Silberjunge: "Das musst du dir nicht vorwerfen. Es ist nun mal Gespensterart, den Menschen im Traum Furcht einzuflößen. Jetzt fürchtet Martina sich weder vor Gespenstern noch vor bösen Träumen. Lass die Vergangenheit los. Ab heute bist du ein anderer."

Re: Das Traumland Märchenbuch

17
17. Der magische Spiegel

Wie so oft in letzter Zeit ist Thomas sogar in der Traumschule schlecht gelaunt.

Seine Schwester hat neue Jeans bekommen, Thomas nicht. Sie ist ein Stück gewachsen, Thomas nicht. Beim Geburtstagskaffee hat sich der kleine Bruder das größte Stück Kuchen geschnappt. Die Nachbarn haben sich über Thomas beschwert. Mutti hat geschimpft.

Ich bin so unglücklich. Keiner mag mich, denkt Thomas.

Die Traumschüler malen einen Vogel. Thomas strengt sich mächtig an. Sein Vogelbild soll das schönste werden. Aber beim Malen denkt er daran, dass ihn niemand mag. Der graue Vogel von Thomas sieht genau so aus, wie Thomas sich fühlt.

Neidisch linst der Junge auf Roswithas Blatt. Ihr Vogel wirkt so lebendig, dass jeder meint, sein Gezwitscher zu hören. Die Traumschüler bewundern das schöne Vogelbild. Simsalabim lobt Roswitha.

Jetzt reicht es aber! Thomas springt auf, schnappt Roswithas Bild, reißt es in Fetzen. Die anderen Kinder starren ihn an. Roswithas Augen füllen sich mit Tränen.

Was habe ich jetzt bloß wieder angestellt, denkt Thomas und hasst sich selbst: Niemand liebt mich. Weder die Kinder in meiner Klasse noch meine Eltern. Meine Schwester hat neue Jeans bekommen, mein Bruder das größere Stück Kuchen erwischt. Roswitha kann besser malen als ich. Keiner mag mich, ich selbst am allerwenigsten. Thomas unterdrückt die Tränen. Ein Junge weint nicht.

Simsalabim legt den Arm um Thomas. Er spürt die Verzweiflung des Jungen und den Wunsch, geliebt zu werden. Das Sternenkind möchte Thomas helfen.

"Magst du einen Blick in den magischen Spiegel werfen?"

Thomas nickt mit dem Kopf.

"Einer, der in den magischen Spiegel blickt, muss stark sein", sagt Simsalabim. "Ich weiß, du besitzt große Kräfte, aber du nutzt sie nicht richtig. Für die Traumschüler ist es wichtig, mit dabei zu sein, wenn du in den magischen Spiegel schaust. Auch sie können aus deinen Erlebnissen lernen."

Die werden mich bloß auslachen, denkt Thomas.

"Ganz im Gegenteil! Sie werden deinen Mut bewundern", erklärt Simsalabim.

Thomas zuckt mit der Schulter, nickt mit dem Kopf, sagt nichts.

Im Spiegelsaal entfernt Simsalabim die Tücher, mit denen der große Doppelspiegel verhängt ist. Die eine Seite des Spiegels ist golden, die andere dunkel.

Simsalabim deutet auf die goldene Seite des magischen Spiegels.

Der goldene Spiegel

Der Junge im Spiegel ist Thomas, und er ist es auch wieder nicht. Der andere Thomas ist gut gelaunt und voller Selbstvertrauen. Eltern, Geschwister, Freunde, Klassenkameraden lieben ihn.

In dem Spiegel ist noch ein Spiegel, und noch ein Spiegel, und noch ein Spiegel. Mit den Augen reist Thomas durch alle Spiegel hindurch.

Der Junge im Spiegel ist nun 18 Jahre alt. Er macht mit seinen Freunden eine Wildwasserfahrt. Das Leben ist schön. Er ist glücklich.

Der junge Mann reist durch fremde Länder. Die Menschen aller Rassen und Kulturen, die ihm begegnen, mögen ihn.

Er schwimmt mit einem Freund um die Wette. Es bereitet ihm große Freude, seine Kräfte zu messen. Da erkennt er, dass es für den Freund wichtig ist, den Wettkampf zu gewinnen.

Thomas im goldenen Spiegel ist stärker als sein Freund. Er kann auch besser schwimmen. Aber seine Schwimmstöße werden langsamer. Er setzt nicht seine volle Kraft ein. Der Freund gewinnt. Beide freuen sich.

Ein übel gelaunter Mensch versucht, den jungen Mann zu ärgern. Thomas im goldenen Spiegel versteht, dass der andere einen schlechten Tag hat. Die bösen Worte kränken ihn nicht.

Der alte Mann im letzten goldenen Spiegel ist mehr als achtzig Jahre alt, und sein Haar ist grau. Um die Augen hat der Mann lustige Lachfältchen.

Der alte Mann und sein Freund Bernd haben einen Seerosen-Teich angelegt. Vorsichtig setzen sie Goldfische ins Wasser. Sie streuen Futter auf die Wasseroberfläche. Die Fische reißen die Mäuler auf und schnappen nach dem Futter.

Liebe Nachbarn kommen auf Besuch. Sie bringen einen Schokoladekuchen und eine Flasche Wein. Eine nette alte Frau schenkt Kaffee ein. Vielleicht ist sie die Frau von Thomas?

Die Nachbarskinder beobachten die Fische im Teich. Sie sind gerne beim alten Thomas. Jetzt entdecken sie die neue hohe Schaukel.

Eine Nachbarin flüstert: "Der alte Thomas ist ein ganz besonderer Mensch. Seine Freundschaft ist ein Geschenk für uns alle."

Die Sonne blendet den alten Mann, und er schließt die Augen. Es ist gut, mit lieben Freunden im Garten zu sitzen. Undeutlich kommt ihm die Erinnerung an einen Traum aus seiner Kindheit. Von da an ist sein Leben immer schöner geworden.

Das Telefon klingelt. Die alte Frau eilt ins Haus. Als sie zurückkommt, strahlt ihr Gesicht vor Freude: "Thomas, du bist Urgroßvater geworden. Welche Namen würdest du den Zwillingsbrüdern geben?"

"Simsalabim", antwortet Thomas. "Silberjunge", sagt Bernd. Die beiden Alten lachen verschmitzt. "Ihr und eure Geheimnisse", sagt die alte Frau. Sie ist glücklich.


Der dunkle Spiegel

Simsalabim deutet auf die dunkle Seite des Spiegels. Der Junge im Spiegel ist Thomas, und er ist es auch wieder nicht. Dieser andere Thomas fühlt sich von niemanden geliebt und hält sich für böse. Deshalb ist er schlecht gelaunt und rachsüchtig.

Im dunklen Spiegel ist noch ein Spiegel, und noch ein Spiegel, und noch ein Spiegel. Mit den Augen reist Thomas durch sämtliche Spiegel hindurch.

Er sieht einen jungen Mann, der seinen Beruf verabscheut, aber nicht den Mut hat, etwas anderes anzufangen.

Der Mann streitet mit seinen Freunden. Durch böse Worte kränkt er die Menschen, die ihn lieben könnten. Niemand will etwas mit ihm zu tun haben.

Der Mann ist nun 40 Jahre alt. Frau und Kinder haben ihn verlassen. Er ist unglücklich, aber er tut so, als ob ihm das nichts ausmacht. Dieser Mann hasst sich selbst, und er hasst seine Frau, seine Kinder und seine Kollegen.

Der Greis im letzten Spiegel hat fast keine Haare auf den Kopf. Sein Gesicht ist verkniffen, die Lippen nach unten gezogen.

Der alte Mann steht am Fenster und blickt auf die Straße hinunter. Viele Menschen gehen am Haus vorüber, und niemand weiß, wie einsam der alte Mann ist. Niemand weiß von seiner Sehnsucht, geliebt zu werden. Ich hasse alle Menschen, und am meisten hasse ich mich selbst, denkt der Greis.

Es würde ihm helfen, wenn er weinen könnte, aber er weiß nicht, wie man das anfängt. Da kommt ihm die Erinnerung an einen Traum aus seiner Kindheit.

Auf seinen Stock gestützt geht der alte Mann zum Schrank. Mit zitternden Händen holt er Schreibpapier. Er setzt die Brille auf und schreibt einen Brief an den Sohn, den er seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen hat. Damals hatten sie einen bösen Streit.

Der Greis schreibt und schreibt, und sein Herz fließt über vor Kummer und Sehnsucht. Tränen tropfen auf das Papier und lassen die Tinte zerfließen.

"Der alte Mann im dunklen Spiegel tut mir leid", flüstert Thomas. "Ich will nicht so werden wie er."

"Er geht einen schweren Weg, aber auch das ist in Ordnung", sagt Simsalabim. "Du hast die Wahl. Du kannst dich für den Weg des goldenen Spiegels oder für den im dunklen Spiegel entscheiden."

"Es tut mir leid, dass ich Roswithas Bild zerrissen habe." Thomas hat Tränen in den Augen.

"Du musst dir selbst vergeben. Alles, was du einem anderen getan hast, das hast du dir getan. Roswitha ist nicht böse auf dich, aber du bist es. Lass die Vergangenheit los. Du kannst jederzeit ein anderer werden."

"Kann ich gleich damit anfangen?"

"Den ersten Schritt hast du bereits getan."

"Was ist, wenn die anderen mich auslachen?"

"Wenn einer dich auslacht, dann nur, weil er es nicht besser versteht. Aber auch er kann sich ändern. Wenn ihr wollt, dass die Menschen euch lieben, müsst ihr euch selbst lieben. Euer neuer Traumschulen-Vorsatz lautet: ..."

"Ich liebe mich, so wie ich bin", ruft Thomas.

Die Traumfreunde laufen auf den Jungen zu und umarmen ihn.

Simsalabim zaubert Apfelkuchen mit Vanilleeis und Sahne herbei. Bernd setzt sich neben Thomas, und beide futtern um die Wette. Bernd schafft vier Stück Kuchen und Thomas fünf.

Re: Das Traumland Märchenbuch

18
18. Der Kampf zwischen Abrakadabra und Vampir-Vampirius

"Machst du dir keine Sorgen um deinen Vater?" fragt Alexander den kleinen Zauberer. "Seit er in den Wolken verschwunden ist, haben wir nichts mehr von ihm gehört."

"Wir wollen mal sehen, wie es Abrakadabra und Vampir-Vampirius ergangen ist", sagt Simsalabim.

Das Sternenkind füllt einen Krug mit Wasser und gießt es in eine goldene Schale.

"Nun stellt euch Abrakadabra und den Gespenstergroßmeister vor bei ihrer Abreise ins Land der Dämonen."

Die Kinder starren ins Wasser. Bilder tauchen auf und werden deutlicher:

Abrakadabra und Vampir-Vampirius verschwinden in den Wolken. Mit Gedankengeschwindigkeit reisen sie zum weit entfernten Land der Dämonen.

Dieses Land ist wunderschön. Silberne Flüsse, rauschende Bäche, grüne Täler, hohe Berge, Menschen, die auf den fruchtbaren Feldern arbeiten.

Die Schlacht zwischen Abrakadabra und dem Gespenstergroßmeister findet im unwegsamen vulkanischen Gelände statt, damit keine Menschen zu Schaden kommen.

Vampir-Vampirius schnippt mit dem Finger, und ein Heer von Dämonen stellt sich hinter dem Großmeister auf. Manche haben Tierköpfe, Vogelflügel und Klauen aus Erz, andere eine giftgrüne Haut mit langen Dornen. Rote Augen drehen sich wie Feuerräder.

Die kugelrunden blauen Dämonen haben weder Arme noch Beine. Mitten in der Kugel ein Riesenschlund und spitze Zähnen; ihre Augen sind halbmondförmige Schlitze.

Abrakadabra schnippt mit dem Finger und verwandelt sich in eintausend Zauberer, und der Kampf beginnt.

Die Dämonen stemmen tonnenschwere Findlinge in die Höhe und werfen sie nach den Zauberern.

Doch die eintausend Zauberer erheben die Hände, setzen ihre ganze magische Kraft ein, und die Findlinge landen in einer Geröllhalde. Die Halde setzt sich in Bewegung, und die Steinlawine zerschmettert alles, was in ihrem Wege liegt.

Der alte Abrakadabra ist in Hochform, denkt Vampir-Vampirius und gibt den Dämonen ein Zeichen.

Ein Heer blauer Feuerkugeln rollt auf die eintausend Zauberer zu.

Die Magier richten ihre Hände zum Himmel, und schwarze Wolken verwandeln den Tag in die Nacht. Ein Wolkenbruch! Es prasselt, zischt, dampft, und die blauen Dämonen sind verschwunden.

Seit Menschengedenken war der Vulkan nicht mehr aktiv. Ein See hat sich im Krater gebildet. Der Feuerdämon kitzelt den Vulkan, und der Kratersee brodelt. Gelbe Schwefelwolken steigen empor und hüllen das Land in giftige Dämpfe. Der See beginnt zu kochen und verdampft.

"Stopp", schreit Abrakadabra. Alle halten im Kampfe inne.

"Es war ausgemacht, dass keine Menschen zu Schaden kommen. Aber in den Dörfern hinter dem Berg liegen Männer, Frauen und Kinder bewegungslos auf der Erde."

"Kann man nicht ein bisschen Spaß haben, ohne an diese Winzlinge denken zu müssen", keift Vampir-Vampirius. Er hat ein schlechtes Gewissen, beinahe.

Die Zauberer und die Dämonen eilen zum Dorf. Die Dämonen pusten die giftigen Dämpfe weg und ärgern sich über die unnötige Kampfpause.

"Die dummen Kerle liegen noch immer wie tot am Boden", sagt Vampir-Vampirius.

Aus den Taschen ihrer Gewänder holen die Zauberer Fläschchen mit dem 'Wasser des Lebens' hervor.

"Für unseren Kampf bist du gut gerüstet", sagt Vampir-Vampirius. "Du hast es wohl mit der Angst zu tun bekommen? Immerhin! Jetzt können wir das Zeug gut brauchen."

Die Magier besprühen die bewegungslosen Gestalten mit dem Wasser des Lebens. Die Menschen erheben sich und blicken verwundert um sich.

"Du und deine blöden Regeln", ereifert sich der Feuerdämon. "Nicht einmal den nächsten Vulkankegel darf ich explodieren lassen, bloß weil Menschen zu Schaden kommen könnten. Einer solchen Druckwelle und dem heran rollenden Flammenmeer wären selbst tausend Magier nicht gewachsen."

"Kann sein, kann auch nicht sein", antwortet Abrakadabra. "Wir haben uns über die Regeln geeinigt. Menschen dürfen nicht zu Schaden kommen."

"Hört auf mit dem Geschwätz", keift Vampir-Vampirius, sticht mit dem Finger in den Boden und kitzelt die Erde ganz tief in ihrem Inneren.

Die Erde beginnt zu beben. Berge wanken und brechen ein. Findlinge fliegen durch die Luft. Bäume werden entwurzelt. Ein Spalt tut sich im Boden auf und rast auf die Zauberer zu.

Doch die eintausend Magier strecken ihre Hände aus, und die Wunde der Erde schließt sich.

Nun richten die eintausend Zauberer ihre Handflächen gegen das Heer der Dämonen, und die vorderste Reihe der Angreifer erstarrt zu Stein.

"So kann ich nicht meine volle Kraft einsetzen", faucht Vampir-Vampirius. "Ich muss mich ständig bremsen, damit keine Menschen zu Schaden kommen. Der Kampfplatz wird an die Küste verlegt!"

Die tausend Zauberer sind einverstanden.

Kaum gedacht, sind sie schon an der Küste.

Lauernd beobachten die Dämonen das Meer. Habe ich etwas Wichtiges übersehen, fragt sich Abrakadabra.

In der Ferne baut sich eine Flutwelle auf, die Folge des Erdbebens. An diese Gefahr hat Abrakadabra nicht gedacht. Die Flutwelle rollt auf die Küste zu, und die Wasserwand wächst und wächst. Vampir-Vampirius und das Heer der Dämonen erheben sich in die Lüfte.

Die Kinder in der Traumschule halten die Luft an, und der kleine Zauberer und seine Freunde starren in die mit Wasser gefüllte Schale.

"Ich weiß nicht, ob mein Vater den Wassern gebieten kann", flüstert das Sternenkind. "Über diese Entfernung hinweg kann ich ihm nicht helfen."

Im Lande der Dämonen verwandeln sich die tausend Magier in Abrakadabra. Der alte Zauberer bückt sich und hebt eine Muschel auf. Abrakadabra sammelt seine Kräfte, und die Muschel wird größer und größer. Der Zauberer schlüpft in die Muschel hinein.

Die Flutwelle brandet an die Küste und reißt die Riesenmuschel mit sich fort. Nach einer Weile läuft die Flutwelle langsam aus. Abrakadabra wurde tüchtig durchgerüttelt, aber er hat den Kampf überstanden.

Der alte Zauberer gebietet der Muschel, sich zu öffnen und klettert mit steifen Gliedern heraus. Vor ihm steht Vampir-Vampirius. Äußerst besorgt sieht der Gespenstergroßmeister aus.

Aha, mein alter Freund Abrakadabra hat das Abenteuer heil überstanden! Der Großmeister klopft dem Magier so fest auf die Schulter, dass dieser in die Knie geht.

"So viel Spaß haben wir schon lange nicht mehr gehabt! Hm, ich bin froh, dass an dir noch alles ganz ist", sagt Vampir-Vampirius.

"Na und ich erst! Aber stelle dir vor, welch dumme Gesichter die Wissenschaftler machen werden, wenn sie die Riesenmuschel finden." Beide schütteln sich vor Lachen.

"Warum hast du dich nicht in die Luft hinauf gewünscht?" fragt Vampir-Vampirius.

"Die Flutwelle hat mich aus der Fassung gebracht. Auf diesen Gedanken bin ich nicht gekommen. Durch das Seebeben sind hoffentlich keine Menschen zu Schaden gekommen?" fragt Abrakadabra.

"Nein", antwortet Vampir-Vampirius. "Wenn ich ehrlich sein will, doch. Die Welle reichte weit ins Land hinein. Ein paar dieser Winzlinge lagen bewegungslos im Schlamm herum. Wir hatten dir aber einige Fläschchen 'Wasser des Lebens' stibitzt. Jetzt sind die Menschen wieder gesund und munter."

"Wir sollten zum ersten Kampfplatz zurückkehren und die versteinerten Dämonen erlösen", schlägt Abrakadabra vor.

"Kommt nicht in Frage! Strafe muss sein. Von mir aus können die Kerle die nächsten tausend Jahre als Felsen verbringen. Warum waren sie auch so blöd und ließen sich von dir in Steine verwandeln?"

Abrakadabra gelingt es nicht, den Gespenstergroßmeister umzustimmen.

Die Bilder in der mit Wasser gefüllten goldenen Schale werden undeutlich, verschwinden. Simsalabim lehnt sich zurück. Er ist noch etwas grün um die Nase. Die Vision vom Kampfe seines Vaters mit dem Gespenstergroßmeister hat ihm ziemlich zugesetzt.

Die beiden alten Raufbolde sind wie kleine Kinder, die eine Burg aus Holzklötzchen bauen und sie wieder umwerfen. Doch ihre Bauklötzchen sind Berge, Flüsse, Findlinge, Vulkane, Seebeben und Flutwellen.

Trotzdem! Abrakadabra hat sich verändert. Früher hätte er Menschenleben nicht verschont, denkt Simsalabim.

"Das war aber aufregend", meint Felix. Was ist mit den Leuten im Lande der Dämonen? Fürchten sie sich vor Vampir-Vampirius?"

"Für die Menschen dort sind die Dämonen unsichtbar. Sie halten sie für Urgewalten", antwortet Simsalabim.

"Was geschieht mit den versteinerten Dämonen? Ich möchte nicht tausend Jahre lang ein Felsbrocken sein", sagt Alexander.

"Ich auch nicht! Abrakadabra findet bestimmt eine Möglichkeit, sie zu erlösen", sagt Simsalabim.

"Er kann es heimlich tun, wenn Vampir-Vampirius nicht hinsieht", meint Felix. "Oh je, dann wird der Gespenstergroßmeister aber böse sein!"

Re: Das Traumland Märchenbuch

19
19. Tim, der Feuerbringer

Was ist das für ein Lärm? Neugierig klettern Alexander und Felix auf die hohe Gartenmauer.

Oh Schreck! Laut trompetend stürmt ein Elefantenbulle auf die Traumschule zu. Rechts und links von ihm zwei wilde Tiger. Auf dem Elefanten, ein junger Reiter. Seine Haut ist sonnengebräunt. Um die Hüften trägt er einen Lendenschurz, sonst gar nichts. Der Junge springt mit einem Satz über die hohe Mauer in den Garten und umarmt seinen Freund Simsalabim.

"Tim ist ein besonders kühner Traumlandreisender", erklärt Simsalabim. "Er hat viele Abenteuer bestanden."

Tims Besuch wird gefeiert: Das Sternenkind Simsalabim schnippt mit dem Finger. Und schon steht eine dreistöckige Eistorte auf dem Gartentisch. Eine Schicht Pistazien-, Mandel- und Walnusseis, darüber Schokoladen- und Vanillegeschmack, zuoberst Erdbeer-, Himbeer- und Heidelbeereis, gekrönt von einem Berg Sahne. Zwischen den Eisschichten Makronengebäck und Früchte.

Die Traumschüler verputzen die Torte fast so schnell, wie Simsalabim sie herbeigezaubert hat. Zum Schluss lecken die Kinder die Tortenplatte ab.

Tim berichtet von seinen Abenteuern im Reich der Tiere. Felix erzählt, wie Gespenster-Gespenst sich in Silberjunge verwandelt hat, und Alexander schildert den Kampf zwischen Abrakadabra und Vampir-Vampirius.

Tims Augen leuchten. "Ihr habt tolle Abenteuer erlebt. Wie wär's? Wollt ihr mit mir zusammen auf Entdeckungsreise gehen?"

"Lieber nicht", meint Alexander. "An den Elefanten könnte ich mich vielleicht gewöhnen. Aber Tiger mag ich lieber im Zoo, wo ein festes Gitter zwischen ihnen und mir ist."

Die Traumschüler lachen. Es geht ihnen genauso wie Alexander.

Tim kann sie gut verstehen und beruhigt die Kinder: "Die Tiger sind meine Freunde. Sie tun euch nichts."

Das ist etwas anderes! Schnell klettern die Traumschüler auf die hohe Gartenmauer, von dort auf den Rücken des Elefanten. Laut trompetend stürmt der Elefant los. Die Tiger fauchen und hauen mit den Pranken in die Luft. Felix tut es ihnen nach. Die Traumschüler kreischen vor Vergnügen.

Nach einer langen Reise durchs Traumland setzt der Elefant seine jungen Reiter am Ufer eines breiten Stroms ab.

Auf der anderen Seite des Flusses funkelt eine goldene Stadt in der Sonne. Was es dort wohl alles zu entdecken gibt? Aber weit und breit ist kein Boot zu sehen.

Tim weiß sich zu helfen und sucht im Schilf nach einem Kahn. Wo bleibt er bloß? Er ist schon ziemlich lange weg! Da endlich findet Tim ein Boot. Die Kinder steigen ein und ergreifen die Ruder. Doch in der Mitte des Flusses wird die Strömung stärker. Das Boot gleitet schneller und schneller voran und treibt unaufhaltsam auf einen Wasserfall zu.

"Wir müssen das Boot in die Luft hinauf wünschen!" ruft Alexander. Ob das wohl klappt? Die Traumschüler sammeln ihre Kräfte und stellen sich vor, dass der Kahn durch die Luft schwebt. Und genau so geschieht es auch.

"Nun wünschen wir das Boot weg und fliegen", ruft Tim.

Hurra! Es funktioniert! Die Kinder haben ihre Angst vergessen. Tim wirbelt in den Wasserfall hinein, taucht durch die Strudel hindurch und springt dann in die Luft empor. Seine neuen Freunde fassen sich ein Herz, tun es ihm nach. Das macht Spaß!

Plötzlich ist Tim verschwunden. Hinter dem Wasservorhang hören sie ihn rufen: "Kommt schnell zu mir!" Der Junge hat den Eingang zu einer verborgenen Höhle entdeckt. Simsalabim pflückt Farnwedel und verwandelt sie in Fackeln. So ausgerüstet trauen sich die Traumschüler, das Geheimnis der Höhle zu erkunden.

Nach einer Weile wird die Grotte enger. Zu guter Letzt kriechen sie auf allen Vieren durch einen feuchten Stollen. Wasser rieselt an den Wänden herunter, und der Boden ist rutschig.

Plötzlich schreit Tim auf und stürzt kopfüber in die Tiefe, die Traumschüler und Simsalabim hinterher. Lange fallen sie in der Dunkelheit, und dann purzeln sie alle in einen unterirdischen See. Mit kräftigen Stößen schwimmen die Kinder ans Ufer.

Tim findet Flechten und reicht sie Simsalabim. Der kleine Zauberer verwandelt die Pflanzen in Fackeln, die den See beleuchten. Da! Eine schmale Öffnung in der Felswand. Auf allen Vieren kriechen die Traumschüler durch den niedrigen Gang.

Und dann können es alle gut hören! Dort, hinter der nächsten Ecke schnarcht einer, ganz laut. Der niedrige Gang mündet in einer Grotte, die von Urzeitmenschen, Frauen, Männern und Kindern bewohnt wird.

Die Höhlenbewohner sehen anders aus als die Menschen unserer Tage. Sie starren Simsalabim und die Traumschüler an, stehen zögernd auf, schwanken hin und her, werfen sich zu Boden und stimmen einen monotonen Singsang an.

"Sie halten uns für Götter", erklärt der kleine Zauberer.

Eine Höhlenbewohnerin nähert sich den Kindern.

"Träume ich, oder bin ich wach?" fragt die Frau.

"Du träumst", antwortet Tim.

"Seid ihr Götter, weil ihr Macht über das Feuer habt?" fragt die Frau.

"Wir sind Menschen wie ihr, aber wir kommen aus der Zukunft. Ich werde dir zeigen, wie man Feuer macht", sagt Tim.

Tim sammelt Reisig, streut trockenes Gras und Flechten darüber. Zwischen den Werkzeugen der Höhlenbewohner findet er einen Feuerstein. Einen Brocken Schwefelkies erhält er von Simsalabim. Jetzt fehlt nur noch der Zunder. Der Junge schaut sich in der Höhle um, entdeckt einen Wundschwammlappen, mit dem die Höhlenbewohner Blutungen stillen. Tim legt den Zunderschwamm auf die Flechten und schlägt den Schwefelkies gegen den Feuerstein. Beim dritten Mal klappt es. Ein Funke springt über. Der Zunder beginnt zu glimmen. Flämmchen züngeln empor.

"Diesen Traum werde ich nie vergessen", sagt die Frau.

Die Kinder verabschieden sich von der klugen Höhlenbewohnerin und wünschen sich zurück in die Traumschule. Tim will alleine weiterreisen und neue Abenteuer bestehen. Die Traumschüler bewundern den mutigen Jungen, und der lächelt verschmitzt:

"Im wirklichen Leben kann ich mich nicht so frei bewegen. Da sitze ich im Rollstuhl. Ins Traumland bringe ich den Rollstuhl nur mit, wenn ich ein Problem mit Simsalabim besprechen möchte." Die Traumschüler umarmen ihren neuen Freund. Sie haben Tim ins Herz geschlossen und hoffen, ihm auch im wirklichen Leben zu begegnen.

Re: Das Traumland Märchenbuch

20
20. Die Befreiung der versteinerten Dämonen

"Seit seiner Rückkehr aus dem Lande der Dämonen habe ich Abrakadabra nicht mehr gesehen", sagt Felix.

"Er hat sich in seine Gemächer zurückgezogen, wälzt alte Zauberbücher und schickt Raben und Eulen in alle vier Windrichtungen aus", antwortet Silberjunge, der vor kurzem noch Gespenster-Gespenst hieß.

"Ich glaube, er will die versteinerten Dämonen befreien", sagt Alexander.

Plötzlich steht der alte Zauberer hinter ihnen.

"Genau das will ich tun. Ich habe meine Zauberkenntnisse aufgefrischt, um allen Gefahren gewachsen zu sein."

"Willst du es nicht lieber noch einmal im Guten versuchen? Vielleicht gelingt es dir, den Gespenstergroßmeister umzustimmen", meint Simsalabim.

"Vampir-Vampirius ist ein alter Dickkopf. Wenn es nach ihm ginge, würden die Dämonen noch hunderttausend Jahre als Felsen verbringen."

"Darf ich dich auf deiner Reise begleiten?" fragt Simsalabim, und Abrakadabra ist einverstanden. Der alte Zauberer und das Sternenkind verschwinden in den Wolken.

In der Traumschule füllt Alexander einen Krug mit Wasser und gießt es in die goldene Schale. Das hat er von Simsalabim gelernt.

Die Kinder starren ins Wasser. Bilder tauchen auf und werden deutlicher:

Abrakadabra und der kleine Zauberer sind im Lande der Dämonen angekommen. Sie reisen zum Fuße des erloschenen Vulkans. Im Reiche der Dämonen geht die Zeit anders als auf der Erde. Dort sind inzwischen fünftausend Jahre vergangen.

Die Menschen halten die versteinerten Dämonen für Götter. Sie haben die Steingestalten mit Blumen bekränzt und Opfergaben vor ihnen ausgebreitet. Einmal im Jahr feiert das Volk ein großes Fest zu Ehren der Götter.

Abrakadabra und das Sternenkind Simsalabim setzen sich ins Gras und sammeln ihre Kräfte. Sie stellen sich die Dämonen in ihrer wirklichen Gestalt vor. Der alte Magier und das Sternenkind lassen starke kosmische Energie in sich einströmen. Über die Augen lassen sie die Energie zu den Steinfiguren fließen. Nach einer Weile beginnen die Steine, sich zu bewegen.

"Ihr seid wohl verrückt geworden?" ereifert sich ein grün schillernder Dämonenriese. Seine Haare - zischende Nattern, seine Finger - spitze Dolche. "Fünftausend Jahre wurden wir als Götter verehrt und wurden diesen immer ähnlicher. Leider konnten wir die angebotenen Gaben nicht essen." Der Dämon bückt sich, sucht unter den Opfergaben eine Hammelkeule aus und verschlingt sie mit einem Bissen. "Verwandele mich schnellstens wieder zu Stein", befiehlt er dem Zauberer.

"Mich auch, mich auch", rufen seine Freunde. Jeder von ihnen besitzt sechs Köpfe, sechs Paar Arme und sechs Paar Beine.

Weniger gut hat die Zeit der Versteinerung einem Teufelsrochen-Dämonen gefallen. Zwischen den schwarzen Flossen, eine hässliche weiße Fratze, ein weit geöffneter Feuerschlund und lange Sägezähne. Der schwarze Dämon fliegt auf Abrakadabra zu und brüllt: "Ich werde dich verschlingen.

"Da tust du gut daran", keift Vampir-Vampirius. "Wie könnt ihr euch unterstehen, gegen mein Gebot zu verstoßen?"

Der fauchende Dämonenkopf des Gespenstergroßmeisters füllt den Himmel aus. Vampir-Vampirius hat nur darauf gewartet, dass Abrakadabra erscheint, um die versteinerten Dämonen zu erlösen.

Simsalabim fasst sich ein Herz und verbeugt sich vor dem Großmeister. "Wir wollten dich nicht kränken. Die armen versteinerten Dämonen taten uns leid. Dieses Unrecht wollten wir wieder gutmachen."

Doch Vampir-Vampirius bleibt unversöhnlich. Er klatscht in die Hände, und das Dämonenheer stellt sich hinter ihm auf. Einige vormals versteinerten Dämonen rennen weg bevor der Gespenstergroßmeister dies bemerkt.

Abrakadabra verwandelt sich schnell in dreitausend Zauberer und Simsalabim verschwindet.

"Das kannst du doch nicht tun", stöhnt Alexander unten in der Traumschule.

Das Dämonenheer schleudert Blitze auf die dreitausend Magier.

Doch die Zauberer strecken die Hände aus, fangen die Blitze auf und senden sie an den Absender zurück. Das hat wehgetan! Die Dämonen brüllen vor Schmerz.

Der Gespenstergroßmeister Vampir-Vampirius schnippt mit dem Finger, und glühender Regen prasselt auf die dreitausend Zauberer hernieder.

Doch die Magier blicken bloß zum Himmel empor, und schon überzieht Eiseskälte das ganze Land. Der heiße Regen gefriert und fällt als Graupel zu Boden.

Am Himmel naht ein Meteoritenschwarm, Simsalabim und seine Sternenbrüder. Sie kommen Abrakadabra zu Hilfe. Die Sternenkinder und die dreitausend Zauberer sammeln ihre Kräfte und lassen diese Energie zum Heer der Dämonen fließen. Sie schaffen einen unsichtbaren Energie-Wall, der die Dämonen gefangen hält. Hinter der unsichtbaren Mauer toben, rasen, brüllen Vampir-Vampirius und seine Gesellen.

Die dreitausend Magier verwandeln sich in den Zauberer Abrakadabra und Simsalabims Sternenbrüder verschwinden in den Wolken. Erschöpft sinken der alte Zauberer und Simsalabim ins Gras.

"Das ist eine schöne Bescherung", stöhnt Abrakadabra. "Bisher hatte ich ein schlechtes Gewissen wegen der versteinerten Dämonen. Nun werde ich in alle Ewigkeit ein schlechtes Gewissen haben, weil mein alter Freund Vampir-Vampirius hinter dem unsichtbaren Wall gefangen ist."

"Mir geht es wie dir", antwortet Simsalabim. Das Sternenkind ist den Tränen nahe. "Leider weiß ich keinen Rat. Ich traue mich nicht, die Dämonen zu befreien. Was haben wir falsch gemacht?"

Hinter der unsichtbaren Mauer belauert Vampir-Vampirius den alten Zauberer und das Sternenkind. Der Gespenstergroßmeister rast vor Wut. Wieso freuen sich die beiden kein bisschen über ihren Sieg? Sie sehen niedergeschlagen aus. Was ist denn das? Eine Träne tropft in Abrakadabras Bart.

Ach, mein guter alter Freund, denkt Vampir-Vampirius. Du traust dich nicht, die Dämonen freizulassen. Und ich bin hier gefangen für viele Millionen Jahre. Ich muss sogar aufpassen, dass die Dämonen mich nicht in ihrer Wut zerreißen.

Wenn doch bloß von irgendwo her Hilfe käme, denkt Simsalabim.

Da! Nordlichter flackern über den Himmel, strahlend hell. Dieses Naturschauspiel wurde noch nie zuvor im Lande der Dämonen beobachtet. In ihrem goldenen Wagen naht die 'Mutter von Allem'. Sie breitet ihren Mantel aus, und Simsalabim, Abrakadabra und das gefangene Dämonenheer versinken in tiefen Schlaf.

Nach einer Weile erwachen der alte Zauberer und das Sternenkind im Garten der Traumschule. Neben ihnen reibt sich Vampir-Vampirius den Schlaf aus den Augen.

"Ich habe vielleicht ein komisches Zeug geträumt", sagt der Gespenstergroßmeister und grinst von einem Ohr zum anderen. "Und ich erst", meint Abrakadabra.

Simsalabim flitzt ins Schloss und kommt mit einer Flasche unter dem Arm zurück. Er schenkt den beiden alten Freunden ein großes Glas Zaubertrunk ein. Abrakadabra lächelt verschmitzt. Wenn Simsalabim ihnen ein Glas Zaubertrunk einschenkt, dann hat er seine guten Gründe.

"Wir haben schon lange kein Fest mehr für die Traumlandbewohner veranstaltet", sagt Simsalabim. "Was haltet ihr davon, den Kasperl, die Elfen, die Feen, alle Zauberer, die Geister der Luft, die Riesen, Trolle, Hexen, Dämonen und die Wasserleute zu einem Fest zu bitten?"

Abrakadabra und Vampir-Vampirius sind begeistert und geraten sich sofort wegen der Festvorbereitungen in die Haare.