Todesnachrichten

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Heute hat mir wieder mal eine Frau (beruflicherseits) am Telefon mitgeteilt, dass ihr Angehöriger im Sterben liegt und hat sogleich geweint. Da ich in letzter Zeit öfters solche Mitteilungen eines bevorstehenden Ablebens als auch Mitteilungen eines gerade passierten Ablebens empfangen habe, ist das für mich immer eine Situation, mit der ich nicht viel anfangen kann:

WIR wissen ja, dass es nur ein Übergang ist. Ich kann aber schwer zu Menschen, die ich überhaupt nicht kenne, sagen: "Es ist ja nur ein Übergang und die Trennung ist keine echte Trennung." Davon hat keiner etwas. Bei nahestehenden Personen, mit denen man länger im Gespräch ist, geht das vielleicht. Und ich bring' es einfach nicht fertig jemandem Beileid zu wünschen oder "das tut mir leid" zu sagen, weil ich das im Hinblick auf unsere Erkenntnisse einfach total dämlich finde. So habe ich es vorgezogen, den Leuten einfach "alles Gute" zu wünschen (ist das auch dämlich?)... :roll:

Bis bald
Hiskia

Re: Todesnachrichten

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Hallo Hiskia,

wenn mir im Büro ein Kollege oder ein Kollegin bekümmert vom Tod eines geliebten Menschen berichtete, habe ich ihm – je nachdem – entweder nur den Arm auf die Schultern gelegt oder auch die Person umarmt, was buchstäblich niemand zurückgewiesen hat. Ich hatte immer das Gefühl, dass diese liebevolle Anteilnahme gerne angenommen wurde.

Am Telefon ist das natürlich schwieriger. Ich habe dann manchmal gesagt, dass das so ist wie mit der Raupe und dem Schmetterling. Wenn eine Raupe eine leeren Puppenhülle sieht, denkt sie womöglich, "die arme Raupe ist gestorben", während diese doch ein wunderbarer Schmetterling wurde, nur dass die Raupe das nicht erfassen kann.

Liebe Grüße
Gilla

Re: Todesnachrichten

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Ich gehe bei solchen gelegenheiten immer auf die gefühlslage der betroffenen ein, auf ihre trauer, ihren verlust. Denn der verlust ist in jedem fall schmerzhaft, auch, wenn man weiß, dass der tod ein übergang ist. Also in der art: "Das ist sicher schlimm für dich. Du fühlst dich wahrscheinlich verlassen. Das tut weh usw."
In den arm nehmen, wie Gilla es geschrieben hat, ist immer gut, wenn es möglich ist.

lg morgane
Wunder sind nicht die ausnahme von der regel, sondern die natürliche, wahre ordnung der dinge (Bashar).

Re: Todesnachrichten

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Also ich sage schon, dass es mir leid tut. Für mich ist das Ausdruck meines Mitgefühls für den, der damit fertig werden muss. Und ich signalisiere ihm, an seinem Befinden interessiert zu sein. Mir tut ja nicht der Verstorbene leid, sondern wie gesagt, der, der jetzt allein, traurig, verzweifelt ist. Dem nützt es im Moment auch nichts, wenn ich ihm versuche zu erklären, dass sich jeder seine Realtiät selbst erschafft und so. Das ist vielleicht was für später, wenn er dafür offen ist. Bin mir ziemlich sicher, dass es mir im ersten Moment selbst nicht viel helfen wird/würde, wenn ich plötzlich Hinterbliebene wäre. Da kracht einfach erst mal alles zusammen, inklusive mein ganzes "tolles Wissen".

lG, Tardis

Re: Todesnachrichten

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Ich war auch mal im Wartezimmer meines damaligen alternativen Hausarztes, als eine Patientin unter Tränen berichtete, dass Ihr fast 90jähriger Nachbar noch vor zwei Tagen munter auf der Straße mit den Kindern Federball spielte und in dieser Nacht im Schlaf gestorben war. Und jeder, einschließlich des netten Arztes, meinte, etwas Tröstendes und zugleich Bekümmertes von sich geben zu müssen.

Und da platze es aus mir heraus: "Wow, ein super Leben, ein super Tod, das würde ich mir auch wünschen! Ehrlich gesagt, das ist doch kein Grund, um taurig zu sein!"

Und siehe da, auf einmal traute sich jeder, von seiner vorgegeblichen Trauer abzurücken und mir zuzustimmen.

Liebe Grüße
Gilla

Re: Todesnachrichten

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Es ist sicher eine unhinterfragte konvention bei uns, bei todesfällen *beileid* zu bekunden. Wie Tardis bin ich aber auch der meinung, dass anteilnahme zu zeigen, angebracht ist.
Aber es sind oft auch andere gefühle, die in den hinterbliebenen aufkommen, und die sie sich nicht zu zeigen wagen, wie z.b. wut auf den verstorbenen, der sie so einfach verlassen hat oder alte verletzungen, die wieder hochkommen oder auch erleichterung, weil die anstrengende pflege eines angehörigen jetzt wegfällt. Diese gefühle sollen alle erkannt und angenommen werden. Deshalb spricht man auch, mit einiger berechtigung, über *trauerarbeit*.

lg morgane
Wunder sind nicht die ausnahme von der regel, sondern die natürliche, wahre ordnung der dinge (Bashar).

Re: Todesnachrichten

7
Ja, und der Schmerz kann natürlich sogar nach Jahren wieder auftauchen. Mir kann es passieren, dass ich aufwache und an meine schon lange verstorbene Großmutter denke, und dann werde ich innerlich fast hysterisch, dass sie nicht mehr da ist und ich nicht mehr über bestimmte Dinge mit ihr sprechen und ihre Liebe spüren kann. Okay, das legt sich dann normalerweise, wenn ich aufstehe und mir eine Tasse Tee mache, aber es ist schon sehr erstaunlich über wie viele Jahre hinweg so ein Verlustschmerz immer wieder auftauchen kann.

Liebe Grüße
Gilla

Re: Todesnachrichten

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Ich denke mir immer so: Wenn jemand verreist, will man als Zurückbleibender wissen, wie der Reisende angekommen ist, ob es ihm gut geht, dort, wo er jetzt ist, wie es ihm dort gefällt. Wenn jemand verreist und der meldet sich dann nicht mehr, wird man sich als Zurückbleibender sicherlich mehr Gedanken über ihn machen, als wenn man hört, dass alles OK ist.

Ich empfinde um meine verstorbenen Angehörigen keine Trauer wenn ich an sie denke, weil ich mit vielen von ihnen oft jahrelang nach ihrem Tod noch über luzide Träume Kontakt hatte, weil ich weiß, dass es ihnen entweder gut geht oder dass sie ihre Existenz nach ihren Vorstellungen fortsetzen. Ich weiß, dass sie gut angekommen sind und dass ihnen ihr Tod "nichts ausgemacht" hat, dass sie ihn erst akzeptiert haben und jetzt gar nicht mehr daran denken. Nur wir Hinterbliebenen bleiben immer bei deren Tod hängen und denken, für sie hat dort alles aufgehört, wo sie aus unserer Bewusstseinsebene entschwunden sind. Wir halten uns immer vor Augen, wie jemand gestorben ist, weil es danach für uns nichts mehr gibt, was wir mit dem Verstorbenen "gemeinsam" erlebt haben. Wenn man nach dessen Tod aber noch Kontakt hat, gibt es auch danach noch etwas "Gemeinsames".

Solche Kontakte kann man natürlich nicht erzwingen, weil sie in beiderseitigem Einvernehmen und Öffnen passieren. Mit manchen Angehörigen habe ich keinen oder fast keinen Kontakt bekommen. In ihren Fällen hörte ich nur mehr oder weniger deutlich in luziden Träumen ihre Stimme. Meinen Onkel z. B. hörte ich singen (das tat er zu Lebzeiten gerne und eine Weile auch öffentlich), ich konnte ihn aber nicht sehen. Seltsamerweise sind das alles jene Leute, die nach ihrem Ableben verbrannt wurden. Mit denen, die beerdigt wurden, war ein Kontakt leicht(er) möglich. Elias ging da auch mal drauf ein, z. T. im Zusammenhang mit finalen Fokussen.

Bis bald
Hiskia

Re: Todesnachrichten

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Wo habe ich das nur wieder gelesen, bei Elias? Bei Seth? Egal. Jedenfall wird dort gesagt, dass für die verstorbenen der übergang so ist, als würden sie aus einem traum (das erdenleben) erwachen. Für sie ist *das jenseits* dann die reale welt, in der sie kontakte aus anderen leben wieder aufnehmen, neue bekanntschaften schließen usw. Die zurück gebliebenen im irdischen leben wirken dann eher wie verblassende traumgestalten.

Wenn ich mir vorstelle, dass mein lebenspartner dort verbindungen mit alten lieben wieder aufnimmt und ich nichtmehr der wichtigste mensch für ihn bin, dann bemerke ich an mir doch eine gewisse eifersucht :oops: Ich weiß, das ist dumm und un - :illu:, aber so ist es nun mal.

lg morgane
Wunder sind nicht die ausnahme von der regel, sondern die natürliche, wahre ordnung der dinge (Bashar).