Re: Wahrscheinlichkeiten

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Hallo Feuervogel!
Ich denke, dieser unterscheidung unterscheidung in *ich's*(inkarnationen) und *nicht - ich's*(wahrscheinlichkeiten) liegt ein merkmal unserer physischen existenz zugrunde, nämlich die lineare wahrnehmung. Wir können uns nicht aller anderen ich's gewahr sein, weil sonst unser spezieller fokus unscharf würde, der für die materielle welt aber essenziell ist. So erleben wir eben ein leben nach dem anderen, was jenseits dieser speziellen wahrnehmungsweise aber irrelevant ist, weil alle gleichzeitig, in der *geräumigen gegenwart* (Seth) stattfinden.
Genau so ist es mit den wahrscheinlichkeiten. Die scheinbare, lineare abfolge ist also eine hilfskonstruktion, die eigentlich nicht wirklich existiert. ich hoffe, ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken ;)

lg morgane
Wunder sind nicht die ausnahme von der regel, sondern die natürliche, wahre ordnung der dinge (Bashar).

Re: Wahrscheinlichkeiten

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Hallo Ihrsens,

oh ja, ein Kaffeekränzchen wäre toll. Aber immerhin gibt es das I-Net - sonst hätten wir uns nie kennengelernt, und DAS wäre schade, sehr schade. Und Telefonflatrate gibt es auch noch. >Ohne sie wäre ich momentan verloren.

Falls es Euch interessiert: Im Jahr 1993 hatte ich angefangen, "Nichtgedichte" zu schreiben. Leider ist das wieder vorbei gegangen. Ich bin meines Zeichens Handwerker und nicht Künstler. Und in einem davon geht es genau um die Wahrscheinlchkeiten.

Das Gedicht ist seeehr lang. Leider kann ich es nicht als Synopse schreiben, weil ich nicht weiß, wie das geht.

Liebe Grüße, Miriam

*************
24. März 1993
Ein Nichtgedicht:
Unterwegs, jedoch wohin?
(oder: Keine dauerhafte Chance
für Bequeme)

Vor der Geburt in dieses Dasein
traf ich Verabredungen:
mit Eltern und Geschwistern,
mit Onkeln und mit Tanten.
Skizziert wurden
die Lebensumstände
und sicher auch
zu meisternde Probleme
in dieser Existenz.

Der Schleier zwischen hier und dort
(von dort aus ist das Diesseits
das Jenseits unseres Jenseits)
fiel mit dem Entschluss,
es nun zu wagen.
Durch Kindheit, Jugend
und durchs Erwachsnenalter
schlug ich mich.
Die Absprachen vergessend
begann mein Hader
mit dem Schicksal,
das, nach Darwin und nach Freud,
blindlings den Kurs bestimmte.

In der Mitte meines Lebens
fand ich mich vor Trümmern wieder.
Dunkle Zeiten hinter mir
und nichts Besseres in Sicht.

Zwiespalt als verdeckte Panik:
Wenn keinen Weg ich finden sollte
für mich persönlich,
ertrüge ich
den Unsinn meines Lebens kaum.

Beistand fand zu mir
durch eine faszinierend
komplexe Theorie;
vielschichtig, doch praktikabel -
so wie ich's gerne hab'.

Allmählich veränderten sich
die innere und die äußere Welt.
Es schien, als hätte
eine unbekannte Bewußtseinsstufe
ich erklommen.
Von jener Warte aus gesehen
verbinden sich
Wirrnisse
und Widersprüche des Daseins
zu anmutig-rhythmischem Tanz:
Mein Innen-Selbst - so wußt' ich nun -
erschuf mein Leben,
um höchstpersönlich
(oder jedenfalls beinah)
wißbegierig / unbeschwert
Erfahrungen zu sammeln
in der Physis.

Um sich selbst zu überraschen,
beließ es mir, dem Außen-Selbst
(dem Einzelkämpfer sozusagen
im Erdenleben),
die freie Wahl,
auf jeden Zustand reagierend,
minütlich Spielplan
und Regieanweisung der Lebensbahn
zu transformieren,
- damit’s schön spannend bleibt.
Und daraus lernen wir dann beide.
Obwohl wir eins sind,
sind wir zwei.

Durch die Beschränkung des Systems
hinkt nun das Außen-Ich,
jener Erden-Teil des Selbst,
den ich mit meinem Namen nenne,
zuverlässig
drei Schritte hinterher.

Mit anderen Augen sieht es jetzt
die Vielfalt der Beziehungen
zwischen Alle-dem-was-Ist und sich,
versucht erneut,
die Dinge zu verstehn,
um dann am End' verblüfft zu sehn,
dass es die Zusammenhänge
längstens schon begriff.
Bloß die Tradition des Denkens
ließ es
die Verknüpfungen nicht finden.

Wenn nämlich sich ein Knoten löst,
präsentiert das Innenselbst
(als raffinierten Ansporn
- so vermute ich)
dem konfusen Erden-Ich
schnell ein Aha-Erlebnis.

Die Wissbegier des Innenselbst,
das selber nie auf Erden lebte,
lässt es
die metaphysischen Händ' sich reiben,
wenn hier in Emotionen
ich versink'.
Empfind' ich sie als negativ,
so schimpfe ich,
erkläre ihm beleidigt,
wenn es mir nun nicht hülfe,
dann ließe ich es sitzen.
Nen anderen Trottel
könnt's sich suchen,
der hier vor Ort
die Dreckarbeit erledigt.
Schließlich sei ich als Erden-Ich,
gefangen zwischen Zeit und Raum,
ein Teil von ihm,
und Hilfe stünd' mir zu!
(Fast immer höre ich danach
ein belustigt' Frauen-Lachen
in meinem Kopf:
"Ja, ja, schon gut, schon gut ...")

Und da ich glaub', dass es mich hört,
kommt Beistand fast sofort,
und sei es nur
als strahlend-schöner Sonnentag,
der mich versöhnt und fröhlich macht.

Das alles klingt nun gar nicht schlecht:
Das Leben wird viel bunter.
Doch schwierig bleibt es auch:
Die alten Deutungen
des Sinns der Existenz
hab ich verwerfen müssen.

Nachsinnend über
unsere Wirklichkeit
bin schier bestürzt ich
ob der Vielzahl unserer Existenzen,
als deren Dreh- und Angelpunkt
ich mich erkennen muss.

Mir schwirrt der Kopf,
was da zusammenkommt:
Reinkarnations-Personen
aus meinen früh'ren Leben,
die Zukunfts-Selbst,
Komplementäraspekte,
die gerade jetzt mit mir
auf dieser Erde leben.
Wahrscheinliche Persönlichkeiten
in Vergangenheit, in Zukunft
und im Jetzt,
mein Traumselbst,
dem nächtens ich begegne.
Als wär' das alles nicht genug,
auch noch Verflechtungen
all meiner Handlungen
mit jenen Menschen, die sie berührn,
und deren Reaktionen auf mein Wirken.

Wenn ich erkenn',
was heut' ich bin,
verwandelt die Erkenntnis mich
in etwas Neues/Anderes.
Jedes Buch und jeder Film,
jedes Klopfen an der Tür
und jeder Telefonanruf,
jeglicher Gedanke formt mich um.
Hätt' heute auf der Autobahn
die andere Abfahrt ich genommen,
so wär' ich - nach der Theorie -
am Abend nicht exakt derselbe,
der ich nun bin.

Es scheint, dass immer dann,
wenn ich den kleinen Finger heb',
wahrscheinliche Versionen
meines Ich geboren werden.
Die Frage quält mich immer noch:
Doch wer bin "ich"?
Wo geh' ich hin?
Wer werd ich später sein (und wo)?
Und nicht zuletzt:
In wen wohl
hätt' ich mich verwandelt,
wenn heute morgen ich
mich nicht verschlafen hätt'?

Gibt es denn eine Existenz,
in der ich 10 Minuten früher
auf der Autobahn gewesen bin?
Hätt einen Unfall ich gehabt
(den ich hier ja vermied),
mein Körper, hätt er wohl gespürt,
dass sein "Kollegen"-Leib
das Bein sich brach?
Hätt ich in meinem Lebensfeld
zu der Freundin dann gesagt:
Komisch, mein Bein schmerzt heut,
ich weiß bloß keinen Grund,
warum?

Und jene, die das Bein sich brach,
träumt sie von mir und ich von ihr?
Hat sie denn überhaupt
ein physisch' Bein,
das sie sich brechen könnte?
Ist ihre Existenz
- von meiner Ebene aus gesehn -
"wahrscheinlich" wie ein Traum?
War gestern sie noch ich?
Woher kam dann mein Heute-Ich?
Wer war ich gestern?
Wie ist ihr Name, und wo geht sie hin?
Wer von uns erschuf den anderen
- oder ist die Frage
völlig verkehrt gestellt?
Lebt sie im - beinah -
gleichen Haus wie ich
auf einer simultanen Erde?
Und blühen dort die Tulpen?
Mag sie plötzlich lieber Nelken,
und das ist einer der Kontraste
zwischen hier und dort?

Vielleicht ist ja für sie
mein Leben "nur" ein Traum,
sie fühlt sich so real wie ich.
Hallo Schwester Unbekannt,
von meinem Fleckchen
des Bewusstseinsnetzes
grüß ich Dich!

Ich kann nur hoffen, liebe Seele,
Du behältst den Überblick!

Doch wenn am Ende dann
total verwirrt ich bin wie jetzt,
so pfeif ich auf die Theorie
und lebe nur im Augenblick,
bleib unbeschwert und unbekümmert,
als wär ich meiner Seele
vielfältig geliebtes Kind,
das ganz vertieft und unermüdlich
Sandkasten-Kuchen backt.

Dich grüß' ich auch,
mein Zukunfts-Selbst,
das nur aus meinem Blickpunkt
noch ungeboren,
doch für sich selbst
und für die Seele
längst schon existiert.
Ich hoffe sehr,
dass "ich" für mich
die angenehmste der Versionen
meiner selbst kreieren werd'
(wer immer ich dann bin),
obwohl ich - das ist ganz gewiss -
niemals begreifen werde,
wie ich das alles tu'.
Angst klopft an - Vertrauen macht auf - Niemand ist da!

Re: Wahrscheinlichkeiten

25
Hallo Miriam,

Dein faszinierendes Nicht-Gedicht stellt genau die Fragen, die so schwierig zu beantworten sind und bringt zugleich auch die wundervolle Lösung: einfach unbekümmert im Jetzt zu leben.

Vielleicht solltest Du wieder anfangen, Nicht-Gedicht in Dir strömen zu lassen, auch wenn Du Dich eher als Handwerker denn als Künstlerin siehst, denn der Künstler braucht ganz offensichtlich nur den richtigen Bewusstseinszustand, um hervorzukommen!

Liebe Grüße

Gilla

Re: Wahrscheinlichkeiten

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Liebe Gilla,

danke für das Lob! Den inspirierten Zustand könnte ich sicherlich wieder erreichen - mit genug Zeit. Ab November habe ich die ja.

Manchmal bin ich erstaunt, wieviel ich vor diesen vielen Jahren schon wusste - und dann wieder vergessen habe (wie in Überseele Sieben).

Liebe Grüße, Miriam
Angst klopft an - Vertrauen macht auf - Niemand ist da!

Re: Wahrscheinlichkeiten

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Das ist ja ganz großartig! :o
In deinem *nicht - gedicht - zustand* weißt du ohnehin alles, was du in deinem *nicht - nicht - gedicht - zustand* nicht zu wissen meinst.
Wäre schön, wenn du weiter so hand - werken könntest.

lg morgane
Wunder sind nicht die ausnahme von der regel, sondern die natürliche, wahre ordnung der dinge (Bashar).

Re: Wahrscheinlichkeiten

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Huhu Morgane,

man sieht/liest, dass ich gern schwätze ..... sie sind so lang. Und natürlich können auch Nicht-Gedichte "ein Gedicht" sein.

Ich besitze 6 Stück von der Sorte, alles aus den Zeiten, wo ich eine Seth-Gruppe hatte. Ab November - Rente - habe ich mehr Zeit und werde versuchen, wieder dorthin zu kommen.

Liebe Grüße, Miriam
Angst klopft an - Vertrauen macht auf - Niemand ist da!

Re: Wahrscheinlichkeiten

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Die Jungstar-Rolle steht mir sicher ausgezeichnet, wo ich mich derzeit doch fast täglich in einer Mini-Midlifecrisis suhle.... mann o mann, ich hab nicht gewußt, wie eitel und wie ehrgeizig - pfui, pfui - ich bin. :shock:

Ja, und Miriam - Verneigung! Dein Nicht-Gedicht ist super!
:)
Liebe Grüße,
feuervogel